Geht es Dir so wie mir? Ich liebe Bäche! Als ich ein Kind war und so alt wie Du, habe ich viel Zeit am Wasser verbracht.

Einmal bin ich sogar im Schlamm stecken geblieben. Meine Schuhe blieben drin und ich ging nur in Socken heim. Du kannst Dir vorstellen, wie sehr sich meine Mutter über diesen Anblick gefreut hat.

Bestimmt liegt es an diesen Erinnerungen, wenn ich mich noch heute bei Ausflügen sehr gerne an Bäche setze. Ich habe für Dich zwei Fotos von meinen Lieblingsstellen ausgesucht. Egal wann ich dort bin: Immer gibt es etwas zu sehen und zu beobachten. Einmal war es eine Wasseramsel, die sogar getaucht ist. Ein anderes Mal habe ich ein Hermelin gesehen, also einen kleinen Wiesel; es war Winter und es hatte ein ganz weißes Fell. Mitten in Augsburg habe ich an einem Bach nachts sogar schon mal zwei Biber gesehen, die an Bäumen geknabbert haben.

Lochbach Königsbrunn                                        Paardurchbruch Ottmaring

Für mich bedeutet Wasser Leben, Fruchtbarkeit und Reichtum an Tieren und Pflanzen. Ohne Wasser wären wir arm, alles wäre vertrocknet und es würde in einer solchen Wüste nur wenig Leben geben.

Auch der Glaube an Gott ist für uns so ein Bach des Lebens. Im Buch Jeremia hören wir dazu heute:
„Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ (Jer. 17, 7f.)

Dieser Text sagt uns aber auch: Es ist im Leben und mit dem Glauben nicht immer leicht. Es gibt Tage und Zeiten voller Trockenheit und Hitze, an denen wir vielleicht auch einmal Durst haben. Gerade dann dürfen wir uns aber von Gott behütet fühlen.

Ich habe im letzten Sommer einmal an einem Bach eine interessante Stelle entdeckt. Da war zuvor ein großer Bagger unterwegs. Der Bach wurde breiter gemacht, es wurden kleine Kurven und auch Inseln angelegt. Wie Du auf dem Foto siehst, war das neue Ufer noch sehr kahl und ohne Pflanzen. Ich bin aber sicher: In ein paar Monaten wird es da bestimmt wieder sehr grün sein.

Diese kahlen, noch trockenen Stellen an dem Bach sind für mich auch ein Bild für unser Leben. Da ist es ja auch nicht immer alles einfach. Und genau an diesen schwierigen Punkten ist uns Gott besonders nahe.

Davon ist heute im Evangelium in den Seligpreisungen die Rede. Es geht da um Arme und Hungernde, um traurige Menschen und solche, die von anderen gehasst und schlecht behandelt werden.

Zu ihnen sagt Jesus:
Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ (Lk 6, 23)

Jesus ist also besonders bei den Menschen, denen es nicht so gut geht. Genau ihnen will er zu einem Bach werden, an dem sie wachsen und sich ausruhen können.

Lochbach

Wenn Du ganz genau hinhörst, findest Du in der zweiten Lesung sogar eine Antwort, um was es im Glauben geht: die Auferstehung Jesu.

„Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos.“ (1 Kor 15,17)

Ich finde, das ist eine schöne Vorstellung: Einmal ohne jeden Stress an einem wunderschönen Bach sitzen zu dürfen, mit Tieren und Pflanzen. An einem Bach, der niemals versiegt.

Hast Du auch so eine Lieblingsstelle an einem Bach? Suche Dir eine und nimm Dir Zeit, das Geschehen dort zu beobachten und über das Leben nachzudenken. Also ich könnte Stunden damit verbringen, mir an meinen Lieblingsstellen die Zeit zu vertreiben … wenn ich nicht immer wieder los müsste.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 13. Februar 22 6. Sonntag

Text und Fotos: Karl-Georg Michel