Als ich bei den Ziegen vorbeikam, sah ich eine aufrecht unter dem Baum stehen.

Foto: Michaela Wuggazer
Als ich näher kam, um ein Foto zu machen, ließ sie sich auf alle vier Beine fallen. Alle vier Ziegen kamen neugierig an den Elektrozaun. Ich zeigte auf die Zweige des Baumes. Sie schauten mich neugierig an. Als sie merkten, dass ich ihnen nichts geben werde, wandten sie sich wieder dem Baum zu. Sie mögen es, an den Zweigen zu knabbern. Jetzt haben sie aber fast alle in ihrer Reichweite angeknabbert. Sie müssen sich richtig strecken. Einige Äpfel fielen herunter. Mit wenig Interesse schauten die anderen nach den Äpfeln. Eine knabberte. Mit Ziegen braucht man Obstbäume nicht zu beschneiden. Sie sorgen schon dafür. Amüsiert ging ich weiter.
Über den Feldern sah ich dreimal einen Turmfalken fliegen. Sie sind so elegant in der Luft. Und schnell. Meistens zu schnell für mich, sie zu fotografieren. Auf dem Foto unten kann man zumindest erkennen, dass hier ein Vogel ist. Siehst du ihn auf der linken Seite. Seine Flügel zeigen gerade nach unten. Mit etwas gutem Willen, kann man etwas vom rötlichen Gefieder sehen. Nicht alles lässt sich in Fotos erfassen. Vor allem, wenn man eine Hobbyfotografin ist, wie ich. Aber vielleicht kannst du auf dem Foto etwas von der Weite und Leichtigkeit erfassen, die ich spürte beim Beobachten dieser Vögel. Der schönste Moment diese Woche habe ich allerdings mit keinem Foto erfasst. Ich war viel zu beschäftigt, eine kraftlose Hummel aufzupäppeln. Im Spätsommer finden sie oft zu wenig zu Fressen.

Foto: Michaela Wuggazer
Anders als Bienen haben sie keine Vorräte. Bei uns im Garten ist zwar einiges, das jetzt blüht, aber aus irgendwelchen Gründen, krabbelte diese Hummel an der Mauer an unserer Eingangstür planlos herum. Sie kam in gefährliche Nähe zu einem Spinnennetz. Ich hielt ihr einen Finger hin und sie krabbelte auf meine Hand. Das war ein besonderes Gefühl. Hummeln sind in der Regel sehr friedlich. Und ich habe keinerlei Allergien gegen Insektenstiche. Also konnte ich es wagen. Auf meiner Hand wurde die Hummel ganz ruhig. Mit der Hummel auf der Hand ging ich nach drinnen und holte ein Glas mit Bio-Honig aus der Region. Ich nahm etwas Honig auf meine Hand und die Hummel streckte eine unglaublich lange Zunge heraus und begann den Honig aufzuschlecken. Es war ein wunderbares Gefühl, sie dabei zu beobachten. So nahe hatte ich noch keine Hummel gesehen. Ich holte dann einen Untersetzer mit ein bisschen Wasser und pflückte von unserem Oregano ein blühendes Zweiglein ab. Ein bisschen von dem Honig am Rand des Tellers abgestreift, die Hummel mit dem Oregano von der Hand auf den Teller befördert, und ich konnte sie in Ruhe trinken lassen. Nach kurzer Zeit hatte sie aufgetankt und flog davon. Gastgeberin für eine Hummel sein, war das Schönste, was mir an diesem Tag passierte.
Daran musste ich denken als ich die heutige Geschichte im Lukas-Evangelium las (Kapitel 14, Verse 1 und 7-14).
Da ist Jesus eingeladen zu einem Festessen im Haus eines wichtigen Mannes. Es geht darum, wer Ehrenplätze hat. Am Ende sagt Jesus zu seinem Gastgeber:
Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein, und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein.
Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.
Ich weiß zwar nicht, was passiert bei der Auferstehung der Gerechten. Und ich habe auch noch nie Arme eingeladen. Aber mit der Hummel, da war es ein bisschen in die Richtung von dem, was Jesus meint. Ich war ganz auf die erschöpfte Hummel konzentriert. Es entstand eine wunderbare Verbundenheit, als sie meine Gaben annahm. Und dann ist sie einfach wieder abgeflogen. Mich hat sie glücklich zurückgelassen.

Foto: Michaela Wuggazer
Ich glaube Jesus will uns allen sagen: Einladungen sind dazu da, dass diejenigen, die zu kurz kommen, auftanken können.
Einladungen sind nicht dazu da, sich um Ehrenplätze Gedanken zu machen und die eigene Bedeutung als Gastgeberin.
Meinen „Lohn“ hatte ich schon, während die Hummel auf meiner Hand war.
Ich glaube „Auferstehung der Gerechten“ ist immer dann, wenn die Schwachen aufleben können durch unser Handeln.
ABENTEUER AM SONNTAG 31. August 25 22. Sonntag im Jahreskreis
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de
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