Jetzt in den Tagen um den ersten Mai herum beginnt für Imker wie mich eine sehr intensive Zeit. Die Natur blüht richtig auf. Die letzten Bäume bekommen frisches Laub, überall gibt es genügend Nahrung für Bienen und Insekten.

Setze dich einfach draußen mal ganz ruhig hin. Dann kannst du den Frühling hören: Nicht nur am Zwitschern der Vögel und am Rauschen der Blätter, sondern auch am Zirpen und Brummen vieler Insekten.

Für mich ist das jedes Jahr im Frühjahr ein großes Wunder der Natur. Wie Ostern ist das eine Zeit der großen Zuversicht und der Freude: Dass es nämlich im Leben immer weitergeht.

Bei einem Bienenvolk sieht das so aus: Am Ende harter und langer Wintermonate besteht es nur noch aus einigen wenigen tausend Bienen. Aber jetzt in diesen Wochen explodiert es regelrecht. Es wächst rasch zu zehntausenden Bienen!

Und ein so großes Volk kann dann schnell ausschwärmen. Die Aufgabe von Imkern besteht deshalb momentan darin, genau dies zu verhindern. Denn mit einem solchen Schwarm verlässt ein großer Teil der Bienen den bisherigen Stock und sucht sich eine neue Höhle. Mit ein paar Tricks kann das aber verhindert werden. Das ist auch wichtig: Ein solcher Bienenschwarm hätte in freier Natur nur wenig Überlebenschancen.

Bienenkästen

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

Jetzt am Wochenende habe ich meine Bienenvölker durchgeschaut. Ich habe dabei noch keine Hinweise auf einen solchen Schwarmtrieb gesehen. Vor allem war ich sehr gespannt, wie die Bienen mit dem kalten, regnerischen Wetter der vergangenen Wochen zurechtgekommen sind. Ich hatte mir richtige Sorgen gemacht.

Imker  Bienenwabe

Denn sie konnten draußen nicht nach Nahrung suchen. Aber sie hatten im Februar und März mit den ersten Krokussen und Frühjahrsblühern schon viel Futter gesammelt, um gut durch diese beschwerlichen Wochen zu kommen.

Krokusse und Biene

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

Wie die Bienen das machen, begeistert mich total. Letztlich ist es einfach nur die Kraft der Sonne, die sie optimal nutzen. Sie ist es ja, die mit ihren warmen Strahlen wieder alles zu neuem Leben erwachen lässt und so selbst den kleinsten Lebewesen genügend Nahrung spendet.

Was die Bienen in wenigen Wochen während des Frühjahrs und Frühsommers an Pollen und Nektar sammeln und als Honig einlagern, sichert ihnen ihr Überleben im kommenden Winter. Denn dieser süße Saft liefert ihnen genügend Energie, um sich auch in der kalten Jahreszeit gegenseitig wärmen zu können.

Wie einfach das doch ist … und wie schwer wir Menschen uns damit tun, diese Kraft der Sonne auch so einfach zu nutzen. Tiere leben klimaneutral! Das einzige „Tier“, das das nicht tut und damit der gesamten Schöpfung schadet, sind wir Menschen.

„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10b), verspricht uns Jesus heute im Evangelium.
Und im Antwortpsalm singen wir „Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.“

Von den Bienen und all den anderen Geschöpfen können wir Menschen lernen, was es bedeutet, ein solches Leben in Fülle zu haben. Und auch, wie wir genügsam und letztlich im Vertrauen auf Gott leben können.

Ich habe meinen Bienenvölkern sogar Namen gegeben. „Er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus“ (Joh 10,3b): Dieses Beispiel des guten Hirten, von dem uns Jesus heute im Evangelium erzählt, ist mir deshalb sehr vertraut.

Ich sorge mich um jedes einzelne meiner Völker. Und wie ist es bei dir? Gibt es Orte in der Natur, die dir sehr am Herzen liegen? Dann achte darauf, dass die Schöpfung dort, aber nicht nur dort, keinen Schaden nimmt.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 30. April 23 4. Sonntag der Osterzeit

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Dr. Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de