Diesmal habe ich am Wochenende gearbeitet und konnte nicht auf einen langen Spaziergang gehen.
Ich war im Allgäuhaus in Wertach. Ein wunderbares Haus mit viel Platz für Familien. Ich konnte zwar nicht lange rausgehen, aber unser Tagungsraum „Panoramablick“ gab an drei Seiten einen wunderbaren Ausblick auf die verschneite Landschaft. Wir hatten auch einen Balkon, auf dem man die klare Luft genießen und den Schnee anfassen konnte. Es hatte in der Nacht geschneit und den ganzen Samstag schneite es. Es war ganz feiner, trockener Schnee. Feinster Pulverschnee. Ganz leicht, ganz trocken. Ich konnte keinen Schneeball daraus formen. Aber man konnte sehen, wie sehr die Kinder sich freuten Schlitten zu fahren. Es war ein fröhliches Jauchzen in der Luft und viele strahlenden Gesichter.
In der Geschichte heute im Evangelium des Matthäus im 5. Kapitel (Verse 1-12) haben sich viele Menschen versammelt, um Jesus zu hören. Er steigt auf einen Berg. Er sieht die vielen Menschen und er spricht sie an in einer ganz besonderen Weise:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land erben.
Selig, die …
Insgesamt neunmal sagt Jesus „Selig, die …“
Und er endet mit
Freut euch und jubelt:
Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.
Als ich diesen Satz am Schluss gelesen habe, dachte ich: Ja, so wie die Kinder im Pulverschnee! Die waren selig. Sie waren voll Freude und Jubel. Sie waren ganz unbeschwert. Wenn alle Sorgen sich auflösen und eine tiefe Freude uns erfüllt, dann können wir fühlen, was mit dem Wort „selig“ gemeint ist.
Kennst du das? Wann bist du so ganz unbeschwert fröhlich?
Ich erlebe es, wenn ich den Rotmilan beobachte – oder einen Storch beim Fliegen sehe oder Schwäne. Dann breite ich gerne meine Arme aus und stelle mir vor, wie es wäre zu fliegen. Oder wenn ich im stillen, verschneiten Wald plötzlich feine Vogelstimmen höre. Da ist es als würde es in meinem Herzen singen.
Der Pulverschnee zeigte uns noch etwas: Es waren ganz winzige Schneeflocken. Man konnte sie gar nicht richtig sehen. Es war eher so, als würde die Luft leicht zittern, so fein waren sie. Es war auch kein schlimmer Wind. Der Schnee war ganz zart und sanft. Und so sanft schneite es die ganze Nacht und den ganzen Tag. Und am Schluss waren durch all das sanfte Schneien 30 Zentimeter Schnee zusammengekommen. So stelle ich mir die „Sanftmütigen“ vor.
Alles wirkte wunderbar friedlich unter dieser weißen, luftigen Schneedecke.
Und wenn wir genau hinschauen, dann ist vieles schon bereit.
Das sind Knospen einer Buche. Wenn du sie anfasst, merkst du, wie fest und glatt sie sind. Ganz eng aufgewickelt ist hier schon das ganze Blatt da. Der Baum hat alles Wasser herausgezogen aus dem Blatt und es mit einer wasserdichten Hülle geschützt. Du kannst es nicht auffalten. Dann ist alles kaputt. Du musst warten, um zu sehen, was hier schon vorhanden ist. Wenn Licht und Wärme die Feuchtigkeit im Baum wieder aufsteigen lassen, dann entfalten sich wunderbar grüne Blätter.
So ist es auch mit der Ansage von Jesus. Wir brauchen die Geduld und das Vertrauen, dass hier ein grünes Blatt in der schmalen braunen Knospe steckt und wir brauchen Geduld und Vertrauen, dass wir Trost finden, wenn wir traurig sind, dass wir gelten bei Gott, wenn andere gegen uns sind.
Wer das grüne zarte Blatt in der harten dunklen Knospe sehen kann, kann sich schon jetzt freuen.
Schau dich einmal um im Wald und im Garten, welche Knospen du findest. Überlege, was wohl in ihnen steckt. Vielleicht zeichnest du, wie sie jetzt aussehen und was sich aus ihnen im Frühling entwickelt?
Vielleicht magst du mit ihnen beten?
Lieber Gott, gerade geht es mir nicht so gut mit einer Freundin. Wir haben schon lange nicht mehr richtig geredet. Bitte schicke etwas von deinem Licht und deiner Wärme in unsere Freundschaft. Vielleicht kommt dann wieder Bewegung in unsere Freundschaft und sie wird wieder lebendig. Hilf mir, dass ich geduldig bin.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 29. Januar 23 4. Sonntag
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de