Der heilige Paulus hat eine interessante Formulierung in seinem Brief an die Römer
(Kapitel 13, Verse 11 bis 14).

Er fordert uns auf: „zieht den Herrn Jesus Christus an“!

Bei der Taufe wird etwas Ähnliches gesagt bei der Übergabe des Taufkleides. In der Taufe ziehen wir Christus an, wie ein Gewand. Die meisten haben das aber bei der Taufe nicht gehört, weil sie Babys waren. Paulus erinnert uns.

Foto: Michaela Wuggazer

Ich habe es bei meinem Spaziergang ausprobiert. Zuerst habe ich nachgedacht als ich meinen Parka angezogen habe. Es war kalt, es hat geregnet und dann wehte der Wind. Mein Parka ist warm und wasserabweisend und er hat eine Kapuze, die ich gut zuziehen kann. Und ich dachte: Was bedeutet es, wenn ich Jesus Christus anziehe, wie ich meinen Parka heute anziehe? Für mich bedeutet es: Ich werde geschützt und ich kann rausgehen, auch wenn es nicht gemütlich und schön ist draußen. Wenn ich Jesus Christus anziehe, dann kann ich gut in unbequeme Situationen gehen. Ich kann aushalten, wenn heftiger „Gegenwind“ ist.

Und dann dachte ich an den Text vom letzten Sonntag, dem Christkönigssonntag: Alles ist in Christus geschaffen. Und ich schaute mich um, aus welchem Material dieses Christus-Gewand sein könnte.

Foto: Michaela Wuggazer

Hier habe ich euch einige Ideen zusammengestellt. Vielleicht habt ihr Spaß draußen noch andere „Stoffe“ zu finden.

Vielleicht ein Kapuzenshirt aus kuscheligem Moos oder den samtigen Blättern der Königskerze? Oder Regenkleidung aus Wolken? Oder eine Hose aus kräftiger Baumrinde, glatt oder gerippt? Und ein hübsches Kleid aus goldenen Birkenblättern.

Bis auf die Wolken konnte ich alles anfassen. Das machte mir Freude und mir kamen immer mehr Ideen. Ich nahm mir Zeit und stellte mir vor, wie ich dieses „Christus-Gewand“ anziehe und was es bewirkt – und für welche Situation ich es gerne hätte. Das Wolkengewand hätte ich gerne, wenn ich Ruhe haben will. Das Kapuzenshirt aus Moos wäre prima, wenn ich traurig bin. Vielleicht probierst du es aus. Geh nach draußen. Schau hin und berühre vorsichtig, was dich neugierig macht. Wie fühlt es sich an? Welche Ideen kommen dir?

 

Foto: Michaela Wuggazer

Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe.
Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis
und anlegen die Waffen des Lichts!

Das hat mich auch begleitet auf meinem Spaziergang. Der war zwar am Tag, aber dieser Tag war sehr dunkel mit Regenwolken. Zuerst war ich missmutig und habe nur das Dunkle gesehen.

Aber dann leuchtete ein kleiner Baum mit goldgelben Blättern auf. Und mitten in den braunen, abgefallenen Blättern, sah ich ein leuchtendes Ahornblatt. Und wenn du genau hinschaust, dann siehst du oben rechts, neben dem toten Holz, winzige lila Blüten. Im November! Das ist Quendel, der Thymian der Schwäbischen Alb. Und ich dachte an Spaziergänge in der Sonne. Und inmitten der alten Eichenblätter sah ich winzige Eichenbäumchen. Neues Leben in den alten Blättern. Ich wurde immer fröhlicher. Rechts unten ist ein Lärchenzweig. Ein Nadelbaum, der nicht immer grün ist. Seine Nadeln werden jetzt leuchtend gelb. Wenn du genau hinschaust, dann bilden sie kleine Sonnen.

Vielleicht sind die „Waffen des Lichts“ die Fähigkeit, auf das Schöne und Helle und Gute zu schauen? Gedanken und Herz aufzufüllen mit diesem Licht? Dann strahlten wir. Und es fällt uns leicht, anderen ein Lächeln zu schenken. Mit diesen „Waffen“ können wir die Finsternis bekämpfen, die sich breitmacht, wenn wir im Dunkeln durch die Welt gehen.

Foto: Michaela Wuggazer

Menschen wollen Licht haben, auch im Dunkeln. Das unterscheidet Mensch und Tier. Heute knipsen wir einfach Licht an, wenn wir nicht im Dunkeln sein wollen. Ganz am Anfang war es Feuer aus einem Blitzeinschlag, das die Menschen hüteten. Vor ungefähr 32 000 Jahren haben Menschen dann entdeckt, wie man Feuer machen kann. Es ist spannend und mühsam.

Du brauchst zwei unterschiedliche Steine: einen, in dem Eisenspuren sind und einen besonders harten Stein. Die schlägst du zusammen. Die Funken kannst du nur bei Dunkelheit sehen. Sie sind winzig. Du brauchst feingeriebenen, getrockneten Zunderpilz auf den die Minifunken fallen. Du brauchst ein Bett aus Heu und feinem Distelflaum und feingespaltenes Holz. Und du musst achtsam sein und konzentriert. Feuer ist dann ganz kostbar. Und es macht nicht nur von außen warm und hell, sondern auch tief im Herzen.

Zum Download: Erster Advent 27. November 2022

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de