Neulich war ich mit dem Fahrrad im Wald unterwegs.

weiße Blüten Wald

Foto: Karl-Georg Michel

Ich habe viele wunderschöne kleine Blüten gesehen. An manchen Stellen sah es so aus wie ein großer bunter Blütenteppich: weiße Blüten, blaue, gelbe, verschiedenste Farben. Bestimmt ist dir dieses Blütenwunder im Frühjahr auch schon mal aufgefallen?

Die Pflanzen nutzen das viele Licht aus, das es gerade jetzt im Frühjahr im Wald gibt. In wenigen Wochen schon ist das Laubdach der Bäume zu dicht und es kommt dann weniger Licht unten an. Deshalb gibt es momentan auf dem Waldboden diese Blütenpracht.

Zu dieser frühlingshaften Farbenpracht passt auch gut die Erste Lesung des heutigen Sonntags:

„Immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt, Scharen von Männern und Frauen.“ (Apg, 5, 14)

Ja, so muss es damals nach der Auferstehung gewesen sein. Überall gab es Menschen, die von der Botschaft Jesu begeistert waren. Und die anderen davon erzählt haben. Wie ein bunter Blütenteppich sind dann an vielen Orten die ersten Gemeinden von Gläubigen entstanden.

Warum das so war? Weil die Gläubigen mit der Kraft Gottes gestärkt waren: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22b) hat Jesus den Jüngern zugesagt und mit dieser Kraft konnten sie wirken, Wunder tun und ihre Mitmenschen für die Botschaft Jesu begeistern.

Diese Kraft Gottes, den Heiligen Geist, kannst du dir gut als die Sonne vorstellen, die jetzt im Frühjahr alles zu neuem Leben aufweckt. So ist es auch mit Gottes Geist: Er lässt unseren Glauben wachsen.

Aber weißt du was? Bei meiner Radtour habe ich an der Stelle mit den vielen Blüten noch was gesehen: Auf der anderen Seite des Weges war sehr dichter Wald. Da sah es noch nach tiefstem Winter aus. Die Buchen dort hatten ihre Blätter vom letzten Jahr noch nicht abgeworfen.

Wald Buchen mit alten Blättern

Foto: Karl-Georg Michel

Es war ein richtiges Dickicht und die Strahlen der Sonne schafften es nicht richtig bis um Boden. Deshalb habe ich vom Fahrrad aus keine einzige Blüte gesehen. Merkwürdig: Frühjahr und Winter waren nur durch diesen einen Weg voneinander getrennt und ich war irgendwie dazwischen.

Das passt gut zum Apostel Thomas, von dem wir heute im Evangelium hören. Er wollte nicht glauben, dass die Jünger den Auferstandenen gesehen hatten.

„Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Joh 20,25b)

Thomas hatte Jesus zunächst mit einem falschen Blick gesehen. Die Gründe dafür kennen wir nicht. Aber vielleicht hat er noch immer an den Karfreitag gedacht. In seinem Innersten, in seiner Seele, herrschte noch tiefster Winter, obwohl mit der Auferstehung Jesu schon das Frühjahr begonnen hatte. Nur konnte er dieses Wunder einfach nicht sehen.

So ist es manchmal auch in unserem Leben. Wir schauen nicht genau hin, sehen nur die Hälfte und vor lauter Dickicht vielleicht sogar nichts. Oder wir verlassen uns zu sehr auf die Augen. Die Kraft der Sonne können wir aber ja auch spüren, wenn wir die Augen schließen und uns von ihr bescheinen lassen:

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20, 29b)

Eine solche Erfahrung wünsche ich dir in dieser österlichen Zeit auch. Magst du es mal versuchen und die Kraft der Sonne bei verschlossenen Augen auf dich wirken lassen?

ABENTEUER AM SONNTAG 27. April 25 Zweiter Sonntag der Osterzeit

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de

Wollen Sie das ABENTEUER AM SONNTAG wöchentlich per Mail erhalten? Dann informieren Sie uns unter gemeindepastoral@bistum-augsburg.de