Weil es so heiß war, bin ich diesmal lieber in den Wald.
Da war ich schon lange nicht mehr. Es war schön schattig und es wehte ein angenehmer Wind. Am Waldrand blühten Brombeeren. Der Tisch für die Bienen war reichlich gedeckt. Ich muss noch warten, bis ich die leckeren Früchte naschen kann. Aber dann war etwas für mich: ein halbreifer Fichtenzapfen glitzerte in der Sonne. Er hatte ganz frisches Harz. Das mag ich gerne. Es ist klebrig und es schmeckt intensiv nach Fichte. Lecker. Manchmal ist man zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Manchmal ist die Zeit noch nicht da, wie bei den Brombeeren. Aber ich weiß jetzt, wo es welche hat und ich kann später kommen, wenn es soweit ist und die Beeren reif sind.
Von Jesus heißt es in der heutigen Geschichte:
Als sich die Tage erfüllten, dass er hinweggenommen werden sollte,
fasste Jesus den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen.
Das sind eigenartige Worte, die Lukas da im neunten Kapitel seines Evangeliums im Vers 51 verwendet. Die Zeit ist erfüllt, es ist soweit, dass Jesus „hinweggenommen werden sollte“. Da hat Lukas Worte verwendet, die an die Geschichte des Propheten Elija erinnern. Von Elija erzählt man, dass er von Gott in den Himmel genommen wurde. Zuvor soll er sich noch einen Nachfolger suchen. Diese Geschichte wird heute auch gelesen. Du findest sie im 1. Buch der Könige im Kapitel 19, Verse 16 bis 21.
Jesus geht mit seinen Jüngern. Er ist jetzt fest entschlossen nach Jerusalem zu gehen. Die Jünger sollen einmal die Botschaft Gottes den Menschen in der ganzen Welt weitererzählen. Dieser Lern-Weg der Jünger beginnt im Kapitel 9, Verse 51-62. Zehn Kapitel lang erzählt Lukas von diesem Weg, auf dem die Jünger lernen, was es heißt, Jesus nachzugehen. Jesus braucht Leute, die bereit sind, unterwegs zu sein, ohne Zuhause, ohne reservierte Unterkunft.
Und er schickte Boten vor sich her.
Diese gingen und kamen in ein Dorf der Samariter und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war.
Zwei der Jünger sind ganz eifrig und fragen Jesus, ob sie sagen sollen, dass Feuer vom Himmel fällt und dieses Dorf zerstört. Jesus sagt ihnen deutlich, dass er das nicht will.
Und sie gingen in ein anderes Dorf.
Wenn Leute Jesus und die Jünger nicht haben wollen, dann geht er weiter. Niemand wird bestraft. Jesus geht weiter.
Kennst du Situationen, wo dich anderen nicht haben wollen?
Da spielen einige ein Spiel und du darfst nicht mitmachen.
Hast du schon mal gedacht, wie die zwei Jünger und ihnen Böses gewünscht?
Hast du schon mal die Methode von Jesus ausprobiert und bist weitergegangen?
Zu einem „anderen Dorf“, zu anderen Spielen, zu anderen Menschen?
Manchmal ist es gut, wegzugehen und sich an einen guten Platz zu setzen. Ich setze dann die traurigen oder wütenden Gedanken neben mich.
Es lohnt sich, wenn man den Kopf und das Herz zur Ruhe kommen lässt. Dann kann man auch Neues entdecken.
Ich habe es auf dem Weg erlebt. Da war eine Bank. Und ich setzte mich hin. Ich war ganz still. Die Vögel waren gut zu hören, aber nicht zu sehen. Ich schaute aufmerksam auf die große Lichtung. Nein, kein Vogel. Und dann ganz plötzlich tauchte von der ganz entfernten Seite ein Reh auf mit zwei kleinen Rehen. Sie hüpften munter herum. Es war ein ganz besonderer Moment. Ich traute mich nicht, nach meiner Kamera zu greifen. Ich wollte sie nicht vertreiben. Nach einer Weile rannten sie weiter und ich konnte sie nicht mehr sehen.
Ich war ganz froh. Jetzt war es mir egal, dass die Vögel nicht aus ihren Verstecken gekommen waren. Ich hatte die drei Rehe spielen sehen. Auch jetzt, wenn ich es aufschreibe, muss ich lächeln.
Vielleicht magst du ausprobieren, wenn dich jemand in der Familie, in der Schule oder sonst wo richtig geärgert hat. Werde still und beobachte draußen etwas. Wende dich etwas anderem zu, „geh weiter in ein anderes Dorf“.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 26. Juni 22 13. Sonntag im Jahreskreis
Text und Fotos : Michaela Wuggazer