Wenn du genau hinschaust, dann siehst du, dass an dieser Rose von einer Blüte nur noch die Staubgefäße übrig sind.

Die Blütenblätter sind hier schon alle abgefallen. Aber die Pflanze hat auch noch eine voll erblühte Rose, zwei Knospen leicht geöffnet und fünf Knospen, die noch ganz geschlossen sind. Das findest du im Herbst an einigen Pflanzen. Manche haben sogar schon Früchte und blühen noch einmal. Ich finde es spannend die verschiedenen Schritte der Entwicklung nebeneinander zu sehen. Nur selten können wir alle Entwicklungsschritte zur gleichen Zeit sehen.

blühende Rose mit verblühter Blüte

Foto: Michaela Wuggazer

Bei meinem letzten Spaziergang habe ich eine wundervolle, pelzige Raupe gesehen. Sie war so lang und so dick wie mein Ringfinger. Ich hatte keine Ahnung, was für ein Schmetterling mal aus ihr wird. Jetzt weiß ich, sie ist die Raupe des Nachtfalters „Brauner Bär“. Der Name kommt bestimmt von dem Aussehen der Raupe!

Die Raupe kann sich von vielen Pflanzen ernähren. Trotzdem ist es für „Brauner Bär“ nicht einfach in heutiger Zeit. Er braucht ein abwechslungsreiches Gelände mit einfachen Pflanzen. Der „Braune Bär“ war Schmetterling des Jahres 2021. Er muss vor dem Aussterben geschützt werden.

Raupe Brauner Bär

Foto: Michaela Wuggazer

Den Schmetterling sieht man selten, weil er in der Dämmerung und nachts unterwegs ist. Er sieht ganz anders aus als die Raupe. Die Raupe überwintert. Im Juni spinnt sich die Raupe ein, sie verpuppt sich. Zum Schmetterling wandelt sie sich im Juli und August. Ab September kann man dann wieder die Raupen sehen. Du könntest also noch bis zum Winter welche entdecken an Wegrändern. Schau sie dir genau an. Aber bitte fass keine Raupe an. Vor allem die Haarigen haben es in sich. Bei manchen sind die Haare gefüllt mit Flüssigkeit, die die Haut reizt. So signalisieren sie: „Lass mich in Frieden!“.

Falter Brauner Bär

Foto: Petra auf Pixabay

Wegkreuz

Foto: Michaela Wuggazer

Und das sah ich auch auf meinem Spaziergang. Die Erinnerung an einen Menschen, der hier am Weg gestorben ist. Hast du schon einmal so eine Stelle gesehen? Sie erinnern uns daran, dass Leben etwas Kostbares ist, auf das wir achten sollen.

Unser eigenes Leben ist kostbar und das Leben von anderen auch. Daran will uns auch die Geschichte vom heutigen Sonntag erinnern.

Du findest die ganze Geschichte im Evangelium von Lukas im Kapitel 16, Verse 19-31.
Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lázarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben.…

Und dem Reichen geht es nicht so gut. Er wendet sich an Abraham und bittet ihn, dass er Lazarus schickt, um ihm zu helfen. Da antwortet ihm Abraham:

Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lázarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. (Lektionar 2018 ff. © staeko.net)

Da will der Reiche, dass man seine fünf Brüder warnt, damit sie nicht den gleichen Fehler machen. Abraham sagt, dass seine Brüder Moses und die Propheten haben. Der Reiche meint, dass seine Brüder sich ändern würden, wenn einer von den Toten sie warnen würde.

Schutzpatron Waldarbeiter

Foto: Michaela Wuggazer

Mir helfen die Beobachtungen am Weg, dass ich darüber nachdenke, ob es gut ist, was ich mit meinem Leben mache. Die Raupe am Weg kann sich nur zum Schmetterling entwickeln, wenn ich sie sein lasse. Und wenn es Randstreifen gibt, auf denen viele einfache Pflanzen wachsen können. Wenn ich mit dem Auto auf der Straße bin, oder mit dem Fahrrad, kann ich rücksichtsvoll oder rücksichtslos sein. Wenn mich jemand ärgert mit seiner Fahrweise, habe ich mir angewöhnt, nicht loszuschimpfen, sondern ihm die Engel Gottes zu schicken, dass sie aufpassen auf die im Auto und auf alle, denen es begegnet. Meistens muss ich dann bei der Vorstellung lachen und der Ärger ist weg.

Vielleicht schaust du auf deinen Wegen genau hin, wie Leben sich hier zeigt: in menschlichen Lebenszeichen und in Wolken und Wind, in Blumen und Raupen, in Knospen, die aufblühen wollen und Blütenblättern, die abfallen. Leben ist so vielfältig, so reich und so kostbar.

Gott sei Dank.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 25. September 22 26. Sonntag im Jahreskreis

Text und Fotos: Michaela Wuggazer, Petra auf Pixabay
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de