So sah der Himmel bei meinem Spaziergang aus.
Es waren nicht viele Leute unterwegs. Es war windig und kalt. Immer wieder kam kurz die Sonne heraus. Am Tag davor hatte es nach langer Zeit endlich geregnet. Die Wolken sahen prachtvoll aus. Der Wind legte immer wieder kleine Stücke blauen Himmel frei. Es sah so aus, als könnte es jeden Moment wieder regnen.
Spuren des Regens konnte ich überall sehen.
Wenn das Licht darauf fiel, funkelten die Wassertropfen auf Blüten, Blättern und Gräsern. Es war eine verzauberte Landschaft.
Manchmal kommt es auf die Blickrichtung an. Schaue ich sorgenvoll in den Himmel und fürchte mich, weil ich nass werden könnte?
Schaue ich die Pflanzen um mich herum genau an und entdecke, wie sich das Wasser zu kleinen Kugeln formt und wie das Sonnenlicht die Tropfen funkeln lässt?
Denke ich daran, wie dringend diese Pflanzen Wasser brauchen? Denke ich daran, dass alles, was lebt, Wasser braucht und es ein kostbarer Schatz ist, auf den wir gut aufpassen müssen?
Es kommt darauf an, was ich sehen kann und was ich übersehe. Es braucht Übung.
Und manchmal braucht es ein glückliches Zusammentreffen: Weil ich die leuchtende Heckenrose fotografieren wollte, kam ich ganz nah an blühenden Efeu.
Seine Blüten sind winzig und unscheinbar. Aber sie sind sehr kostbar, weil sie so spät blühen und damit vielen Insekten wertvolle Nahrung vor dem Winter bieten.
So konnte ich ganz aus der Nähe eine große heimische Hornisse beobachten und fotografieren. Nicht weit entfernt waren auch Wespen, Bienen und eine Schwebfliege an den Blüten.
Normalerweise wäre die Hornisse gefährlich für sie. Aber jetzt saugten sie alle ganz friedlich miteinander etwas von der letzten Süße des Jahres.
Im Herbst wird uns bewusst, dass alles Leben Veränderung bedeutet.
Wenn ihr die Blätter anschaut, dann könnt ihr jetzt gut die Mehrfarbigkeit sehen. Hier ist noch etwas grün zu sehen. Das meiste des Blattes ist gelb. Der Baum zieht den wertvollen grünen Stoff, das Chlorophyll, aus dem Blatt zurück.
Das Blatt selbst wird abgeworfen. Es wird sich langsam zersetzen und seine Wirkstoffe dem Boden überlassen.
Der Baum behält für sich, was er braucht und lässt los, was er im Winter nicht braucht.
Das könnte auch uns zum Nachdenken bringen. Was brauchen wir? Was behalten wir? Was geben wir ab?
In der Geschichte im Matthäus-Evangelium, Kapitel 22, Verse 15-21, wird Jesus mit einer Frage eine Falle gestellt. Er soll entscheiden, ob es erlaubt ist, dem Kaiser Steuern zu zahlen. Jesus antwortet nicht mit Ja oder Nein. Jesus sagt:
Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denár hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!
Jetzt frage ich mich: Was gehört Gott? Was meint ihr?
Nach meinem Spaziergang sage ich:
Gott dir gehört alles, was lebt. Ich will Respekt haben vor allem Lebendigen. Ich will gut hinschauen. Ich will dir danken für alle Freude, die ich heute erleben durfte. Ich gebe dir meinen Dank für den Efeu und die Hornisse und die Wassertropfen. Ich will dir danken, dass ich loslassen kann, was ich nicht brauche und was dem Leben schadet. Ich gebe dir den Schmerz in meinem Herzen, wenn Menschen grausam zueinander sind. Ich gebe dir den Ärger und den Zorn, der manchmal in mir ist. Ich gebe dir meine Hoffnung, dass Menschen lernen können. Ich danke dir, dass ich wieder gut sein kann, wenn ich mit jemand gestritten habe.
Und zum Abschluss gebe ich dir meine Freude über die vielen Fische in der Wertach und danke dir, dass ich sie sehen konnte.
Wie sieht deine Liste aus? Was gibst du Gott heute?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 22. Oktober 23 29. Sonntag A
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de