Es wird jetzt sehr bunt an den Wegrändern.
Für manches muss man genau hinschauen, wie die Blattwanzen auf dem Buchenblatt oder die Ameisen auf der gelben Wolfsmilch. Besonders gefallen mir gerade die kleinen Blüten des Weißdorns. Sie haben dunkelrote Staubfäden. Das sieht festlich aus, finde ich. Man merkt, dass der Weißdorn zu den Rosengewächsen gehört. Die pinke Lichtnelke knallt richtig heraus an den Rändern der Waldwege. Sogar, wenn die Sonne hinter dunklen Wolken ist und es richtig düster wird. Weil es so kalt war, haben manche Bäume noch kaum Blätter.
Vielleicht ist das der Grund, dass dieses Jahr die Sternmiere mit ihren winzigen weißen Blüten ganze Teppiche im Laubwald ausbreitet. Es sieht aus, als wäre hier alles für ein Fest gerichtet. Man kann sie nicht übersehen. Aber das Salomonsiegel, das hätte ich fast übersehen. Mein Onkel machte mich aufmerksam. Es gibt zwei Stellen bei uns im Wald. Die Stile bilden flache Bögen nahe am Boden. Man sieht oft nur die Blätter. Die länglichen weißen Blüten hängen wie Tropfen darunter. Du kannst sie sehen auf dem zweiten Foto oben rechts.
Auch die winzige Häuschen-Schnecke (unten rechts) habe ich nur gesehen, weil ich ganz langsam gegangen bin und ein schönes Foto machen wollte von den Schachtelhalmen. An einem war sie oben an der Spitze. Sie ist kleiner als der Nagel von meinem kleinen Finger. Und der Ahorn hat schon Samen! Mit den rötlichen Flügeln sieht es fast aus, als wäre da ein Insekt auf den Blättern. Bald werden sie mit diesen Flügeln durch den Wind segeln. Jetzt sind sie noch nicht so weit.
Umso mehr Zeit ich mir nehme, langsam zu gehen und überall hin zu schauen, umso mehr entdecke ich. Diesmal konnte ich auch ein Reh ganz aus der Nähe sehen. Es blieb ganz ruhig stehen und ich blieb ruhig stehen. Wir sahen uns an und rührten uns nicht. – Deshalb gibt es auch kein Foto. Es war ein ganz besonderer Moment. Ohne Fernglas ein Reh so nahe zu sehen, war wunderbar. Meistens rennen sie weg, wenn sie Menschen sehen. Aber diesmal schauten wir uns gegenseitig an. Dann drehte sich das linke Ohr des Rehes in meine Richtung und es ging wieder zurück in den Wald. Da merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich atmete tief durch und freute mich, dass ich diesen Moment erlebt hatte. Ruhe und Friede spürte ich in mir, und tiefe Verbundenheit.
Die Osterzeit nähert sich jetzt ihrem Ende. Am Donnerstag feierten wir Christi Himmelfahrt. Auch wenn Jesus nicht mehr auf der Erde herumläuft, bleibt er mit allen verbunden. Als Unterstützung für diese Verbundenheit sollen alle den Heiligen Geist bekommen. Auf diesen Heiligen Geist warten jetzt alle, die zu Jesus gehören. Sie warten gemeinsam. Um Verbundenheit zu spüren, braucht es Zeit und Ruhe.
In der Apostelgeschichte lesen wir eine lange Liste von allen, die versammelt sind. Die Apostel werden alle mit Namen genannt. Ich habe abgekürzt. Du findest alles im ersten Kapitel der Apostelgeschichte, Verse 12-14.
Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war,
kehrten die Apostel … nach Jerusalem zurück.
Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf,
wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, …
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen
und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.
Frauen und Männer, die mit Jesus mitgegangen waren, seine Mutter Maria und auch die Verwandtschaft, die früher gedacht hatte, dass sie Jesus zurückholen müssen, dass er verrückt geworden ist. Jetzt sind alle beieinander. Sie bleiben zusammen und beten. Sie wollen mit Gott verbunden sein. Sie wollen in Gemeinschaft verbunden sein. Sie warten, was Gott jetzt mit ihnen vorhat.
In der Katholischen Kirche treffen sich Menschen an den Tagen von Himmelfahrt bis Pfingsten und beten miteinander. Sie wollen bereit sein für Gott. Sie bitten und danken für das, was wir brauchen, damit das Leben auf dieser Erde für alle gut wird.
Im Buch der Psalmen findest du den Psalm 148. In diesem Gebet werden sogar Sterne, Hagel und Nebel, wilde und zahme Tiere aufgefordert, Gott zu loben. https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/ps148.html
Vielleicht nimmst du dir gemeinsam mit anderen an diesem Sonntag Zeit und ihr betet irgendwo draußen gemeinsam mit den Pflanzen und Tieren.
Ich habe es auf meinem Spaziergang probiert. Ich habe mir einen guten Platz gesucht. Ich habe an alles gedacht, was ich auf meinem Weg gesehen und entdeckt hatte.
Guter Gott, ich danke dir gemeinsam mit allem, was ich jetzt gesehen habe.
Das Wasser von oben und das Wasser unten loben dich.
Das schäumende Wasser im Fluss und die winzigen Tropfen am Schachtelhalm loben dich.
Die winzige Schnecke, die ich fast übersehen hätte, lobt dich.
Die weiten Teppiche der Sternmiere loben dich.
Das Reh, das mich anschaute, lobt dich und der Rotmilan aus der Weite des Himmels lobt dich auch.
Amen.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 21. Mai 7. Sonntag der Osterzeit
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de