Der letzte Sonntag im Kirchenjahr heißt „Christkönig“.
Diesmal wird ein Lied vorgelesen, das beschreibt, was Gott uns in Jesus Christus geschenkt hat. Das Lied ist uralt, mehr als zweitausend Jahre. Ihr findet es im Brief an die Leute aus Kolossä, dem Kolosserbrief. Es steht ganz am Anfang im ersten Kapitel in den Versen 12-20. Ich habe euch kleine Abschnitte aus diesem feierlichen Lied aufgeschrieben. Mit diesem Lied bin ich aufgebrochen und war zwei Stunden im Moor unterwegs.
Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.
Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden,
das Sichtbare und das Unsichtbare, …
Das Lied machte mich nachdenklich und froh. Ich habe die Landschaft und den strahlend blauen Himmel anders angeschaut als sonst. Alles, was ich sehe und höre, rieche, fühle und schmecke, hat irgendwie mit Christus zu tun und bringt mir etwas von Gott nahe. Es war eine spannende Zeit im Moor.
Ich habe viele Fotos gemacht und sie zu Platten zusammengestellt.
Dankt dem Vater mit Freude!
Er hat euch fähig gemacht,
Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.
Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen
und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.
Also habe ich zuerst nach dem Licht geschaut. Die Birkenblätter funkelten in der Sonne wie Gold. Ich habe mich unter eine Birke gestellt und leicht an einem Zweig geschüttelt. Da regneten die goldenen Blätter auf mich herab. Wie im Märchen von Sterntaler. Ich musste lachen.
Vielleicht findest du auch Birken, auf denen noch goldene Blätter sind. Es funktioniert auch im Nebel.
Und dann habe ich gleich etwas von meinem Lächeln genommen für diese Licht-Collage. Lächeln ist wie Licht in einem Gesicht. Du kannst es ausprobieren. Mit oder ohne Spiegel. Lächle einfach. Dein ganzes Gesicht wird hell. Und wenn wir Anteil haben an den Heiligen, dann haben wir immer einen Grund zum Lächeln. Gott will uns alle im Licht haben und will uns Leben schenken in Fülle. Und dann musste ich unbedingt noch etwas von dem Gefunkel der Tauftropfen auf den Grasblättern nehmen. Es war gar nicht leicht, ein Foto zu machen, wo ihr die Tropfen und das Licht in ihnen sehen könnt. Und der See war wie ein großer, heller Spiegel für den weiten, blauen Himmel. Und die Blüte vom Löwenzahn musste unbedingt in die Mitte. Sie leuchtete wie eine kleine Sonne im dunklen Gras.
Gott hat uns herausgerissen aus der Macht der Finsternis. Dafür habe ich ein Stück von meinem Schatten genommen. Der Schatten ist dunkel. Manchmal habe ich so dunklte Seiten an mir. Da bin ich unzufrieden und mäkle an allem herum. Kennst du das auch? Und ich habe ein bisschen von dem genommen, auf dem alle herumtreten. Das was auf dem Boden liegt. Dreck, alte Zweige, abgefallene Blätter. Das Lied erinnert mich, dass Gott mich herausholt, wenn ich am Boden bin. Und dann habe ich noch ein Stück vom See dazu getan. Da wo das Wasser ganz dunkel war.
Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. …
Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, …
Für diese Fülle Gottes habe ich dann noch das Wehen des Windes auf dem See genommen und sein Rauschen im Schilf und das Gezwitscher der Vögel in den Bäumen und das Licht auf den Blättern. Und dann noch etwas von der Ruhe der Hochlandrinder und meiner Ruhe auf dem Bänkchen und ein bisschen vom Rot meines Mantels.
Es war ein wunderbares Gefühl, mir vorzustellen, dass alles etwas von der Fülle Gottes zeigt. Und ich bin mittendrin.
Vielleicht magst du deine eigenen Collagen zusammenstellen. Ich habe meine ausgeschnitten und auf goldene Quadrate geklebt und mir eine Christkönig-Krone gebastelt. Die steht bei mir auf dem Tisch und erinnert mich an diesen Spaziergang in der Fülle Gottes und im Licht der Heiligen.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 20. November 22 Christkönig
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de