Bei meinem letzten Spaziergang waren diese Brennnesseln herrlich grün.
Dank des milden Wetters im November hatten sie noch einmal frisch ausgetrieben. Aber jetzt nach dem ersten Schnee lagen sie alle flach. Der Frost hatte das Grün absterben lassen.
Ich ging wieder ins Donau-Moos. Es war alles leicht verschneit und ruhig. Ich dachte, dass es schön sein könnte noch einmal den ruhigen See zu erleben. Doch als ich ankam war dort ein großes Auto mit Bootsanhänger und ein Zelt. Angler hatten ein Winterlager aufgebaut. Ein Boot war schon im Wasser. Sie hatten Töpfe mit dabei und freuten sich über einen schönen Tag am See. Schön für sie. Aber ich hatte mir die Zeit am See anders vorgestellt. Ich ging wieder weg. Ich war enttäuscht. Es brauchte eine ganze Weile, bis ich loslassen konnte von meiner Vorstellung einer stillen Zeit am See.
Kennst du das? Du hast etwas geplant und dich darauf gefreut und dann klappt es nicht? Ein Spielenachmittag mit Freunden und dann sagt eine ab und dann der nächste? Du willst etwas unternehmen, aber deine Eltern müssen dringend etwas erledigen und können dich nicht fahren?
Ich merke, dass ich dann manchmal richtig sauer bin. Manchmal gelingt es mir, den schönen Plan aufzugeben und mich darauf zu konzentrieren, wie ich umplanen kann. Diesmal habe ich einen anderen Weg an den See entdeckt. Den hatte ich noch nie ausprobiert. Das war spannend.
Und auf dem Rückweg fielen mir diese Pflanzen auf. Es sind Karden. Sie hatten diese Schneemützen auf. „Schneekäppchen“ dachte ich und musste lachen. Jetzt war es mir wieder leichter. Die Freude war wieder da. Gott sei Dank!
Es ist gar nicht so einfach, gut damit umzugehen, wenn unsere Pläne gestört werden.
Wenn es schon bei etwas so Kleinem so schwer ist, wie ist es erst dann, wenn es große Pläne sind?
Heute hören wir im Matthäus-Evangelium von Josef.
Du kannst die Geschichte nachlesen im ersten Kapitel, Verse 18-24.
Josef hatte sich gefreut auf seine Hochzeit mit Maria. Und dann war Maria plötzlich schwanger. Nicht von ihm. Was sollte er jetzt tun? Er war ein guter Mann, der versuchte Gutes zu tun, auch wenn er enttäuscht war. Er wollte Maria nicht bloßstellen. Er dachte es wäre am besten, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Dann könnte sie den Vater von ihrem Baby heiraten, dachte er.
Während er noch darüber nachdachte,
siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum
und sagte: Josef, Sohn Davids,
fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen;
denn das Kind, das sie erwartet,
ist vom Heiligen Geist.
Und der Engel sagt ihm, dass er dem Kind den Namen Jesus geben soll.
Dieser Name bedeutet „Gott rettet“.
Als Josef erwachte,
tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte,
und nahm seine Frau zu sich.
Im Traum kam Gott Josef ganz nah mit seinem Engel. Manchmal erleben auch wir Momente, wo etwas traumhaft ist. Wo wir das Gefühl haben, da ist etwas geheimnisvoll und ganz besonders.
Ich durfte es beim Betrachten dieses Fotos erleben. Selten habe ich ein so tiefes Blau gesehen. Eigentlich hatte ich den ganzen Tag verpasst, den ersten Schnee zu fotografieren. Und dann war es schon dämmerig. „Das wird wahrscheinlich nichts mehr“, dachte ich. Und dann war auf dem Foto dieses tiefe Blau! Und das Schilf sieht golden aus.
Ich dachte, ich hätte etwas verpasst und war genau zur rechten Zeit.
Fotografen nennen es die „blaue Stunde“. Hier findest du mehr darüber: Blaue Stunde – Wikipedia
Vielleicht probierst du mal aus, zur Zeit der Dämmerung draußen ein Foto zu machen?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 18. Dezember 22 4. Advent
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de