Am letzten Sonntag konnte ich einen vertrauten Waldweg nicht gehen, weil der Durchgang an beiden Seiten mit diesem Hinweisschild versperrt war.

Durchgang Verbotenschild Wald

Foto: Michaela Wuggazer

Diesmal war das Schild weg und ich folgte dem alten Pfad. Eine ganze Lichtung war freigelegt.
Der Pfad war noch voll mit Zweigen. Die Bäume waren weggebracht worden aber es war noch viel Unordnung. Ich musste vorsichtig gehen.

Hier werden zuerst Weidenröslein und ähnliche Pflanzen aufgehen. Später dann können kleine Bäume wachsen, die aus Samen der alten Bäume hier aufgegangen sind.

Es sieht anders aus als bei den Feldern. Die werden nach der Ernte freigeräumt und mit Pflug und weiteren Geräten wird das Feld vorbereitet für die nächste Saat. Alles sehr ordentlich. Hier bekommt man das Gefühl von Neuanfang. Das Feld ist bereit. Was wird hier wohl gesät, was wird wachsen?

gepflügter Acker mit Wald

Foto: Michaela Wuggazer

In der Geschichte aus dem Matthäus-Evangelium geht es darum, wie man neu anfangen kann, wenn etwas schief gelaufen ist zwischen den Menschen. Ihr findet die ganze Geschichte im 18. Kapitel, Verse 21 bis 35

Petrus geht zu Jesus hin und fragt ihn:

Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt?
Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.

Jesus meint damit nicht, dass man nach 70 x 7, also nach 490 Mal, aufhören kann zu vergeben. Jesus will damit sagen, dass man immer und immer wieder vergeben muss. Wo Menschen gut zusammenleben wollen, müssen sie immer wieder den Raum freimachen.

Ihr kennt das sicher auch. Manchmal streiten sich Geschwister oder Freunde. Manchmal lügt uns jemand an und wir merken es. Wir sind wütend und traurig. Oder ich habe jemandem etwas kaputt gemacht – aus Versehen – oder sogar absichtlich.

Es passiert immer wieder, dass Menschen etwas tun, was nicht richtig ist.

Jesus erzählt eine Geschichte dazu. Er erzählt von einem König und einem seiner Knechte. Der Knecht schuldet dem König sehr viel Geld. Und er kann es nicht zahlen.

Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir!
Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr des Knechtes hatte Mitleid,
ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld.
Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denáre schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.

Was meinst du, wie der Knecht sich jetzt verhält? Der König war großzügig mit ihm. Er hat ihm nicht nur Verlängerung gegeben. Der König hat ihm seine Schuld geschenkt! Der Knecht braucht nichts mehr zurückzahlen!

Wenn dir jemand etwas schenkt, dann hast du neue Freiheit.

Was machst du mit dieser Freiheit? Bist du dann großzügig anderen gegenüber?

Im Vaterunser beten wir „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Matthäus findet, dass wir einander vergeben müssen, weil Gott uns vergibt. Matthäus meint, Gott überlegt es sich sonst vielleicht anders, so wie der König in der Geschichte, als er erfährt, dass der Knecht ohne Erbarmen ist gegenüber seinem Mitknecht.

Manchmal vergeben Menschen einander nicht. Sie sagen „mit dir rede ich nicht mehr“ oder „für mich bist du gestorben“ oder …

diverse lila Feldblumen

Foto: Michaela Wuggazer

Dann ist das Zusammenleben sehr anstrengend. Es ist ein bisschen so, wie das Stück Wald, wo sie die Bäume gefällt aber den Weg nicht wieder frei geräumt haben.
Wo Menschen nicht vergeben, ist es anstrengend für sie selbst und auch für alle, die mit ihnen leben.

Manchmal braucht es Zeit. Manchmal macht es richtig Arbeit. So wie es Arbeit macht, ein Feld wieder sauber herzurichten, damit wieder etwas Neues wachsen kann.

Manchmal geht es ganz leicht. Da sagt eine, sagt einer: „Es tut mir leid. Es war nicht richtig, was ich gemacht habe.“ Und bekommt die Antwort: „Es ist okay. Lass uns wieder gut sein.“

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 17. September 23 24. Sonntag A

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de