Am Karfreitag endet die lange Passionsgeschichte im Johannesevangelium mit den letzten Versen von Kapitel 19.

An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte,
war ein Garten,
und in dem Garten war ein neues Grab,
in dem noch niemand bestattet worden war.

In dieses Grab legen sie Jesus. Es ist nicht wie ein Grab bei uns, sondern eher ein Raum aus Steinen, der dann auch mit einem großen Stein verschlossen wird.

Grablicht

Foto: Michaela Wuggazer

 

Am Ostermorgen hören wir Geschichten von Frauen, die zum Grab gehen.

Geht ihr auch manchmal auf den Friedhof? Seit unser Vater im letzten Frühling gestorben ist, gehe ich jeden Sonntag zu seinem Grab. Es ist ein Grab unserer Familie, kein neues Grab. Seit vielen Jahren breiten sich über das Grab hinaus die Sternhyazinthen aus. Im letzten Jahr war es ein riesiger runder Teppich weit über das Grab hinaus. Auch diesmal konnte ich die kleinen Himmelssternchen rund um das Grab sehen. In der Hecke verbreiten sie sich am besten. Ganz weit reicht da schon der Streifen aus den blauen Blüten. Die Blumen halten sich nicht an Grenzen.

Zäune und Mauern sind keine festen Grenzen. Blumen brechen auch aus Gärten aus und wandern. Ihre Lebensenergie ist stärker als jede Begrenzung. Das fällt mir gerade überall auf. Sie nutzen jede Ritze im Asphalt, jeden Spalt in der Mauer.

Vielleicht magst du Ausschau halten in deiner Umgebung. Du brauchst nur vor die Tür gehen. Welche Pflanzen findest du? Du kannst für Ostern eine Liste machen mit Lebensspuren.

Traubenhyazinthen

Foto: Michaela Wuggazer

Vielleicht magst du auf euren Friedhof gehen und schauen, was alles blüht und summt und zwitschert. Am besten geht es, wenn du ganz still bist und langsam durch die Reihen gehst. Bleib einfach mal stehen und lass auf dich wirken, was du siehst und hörst. Manchmal kannst du auch etwas riechen.

Vielleicht spürst du Ruhe und in dir breitet sich Ruhe aus, wie die Pflanzen sich ausbreiten. Vielleicht wirst du traurig. Vielleicht spürst du die tiefe Freude und Verbundenheit mit denen, die uns vorausgegangen sind. Christen glauben, dass wir eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten sind. In Jesus Christus sind wir alle verbunden. Wir sind hineingenommen in sein Sterben und sein Leben bei Gott.

Maria ist am Grab.
Aber der tote Jesus ist nicht im Grab.
Maria weint und denkt,
jemand hat ihn weggebracht.
Sie dreht sich um. Da steht Jesus.
Sie erkennt ihn nicht.
Jesus sagt:
Warum weinst du? Wen suchst du?
Maria meint er ist der Gärtner.
Da sagt Jesus: Maria! Und Maria sagt auf Hebräisch zu ihm: Rabbúni!
Das heißt „Meister“.
So hat sie Jesus angeredet.
Jesus sagt zu ihr: Halte mich nicht fest.
Ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen:
Ich gehe hinauf
zu meinem Vater und eurem Vater,
zu meinem Gott und eurem Gott.
Maria von Mágdala kam zu den Jüngern
und verkündete ihnen:
Ich habe den Herrn gesehen.Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

toter Baum

Foto: Michaela Wuggazer

knospender Baum

Foto: Michaela Wuggazer

Auf dieses Leben mit und in Christus zu vertrauen ist manchmal ganz schön schwierig. Da können wir die Jünger gut verstehen. Wir begreifen dann, dass der Schrecken und das Entsetzen über Jesu Tod am Kreuz sie lähmte, und sie voller Angst waren.

Manchmal sind die Zeichen des Todes so stark, dass wir uns schwertun, daran zu glauben, dass Jesus den Tod überwunden hat.

Als ich diesen Baum oben sah, da dachte ich nur, dass er wohl tot ist. Dann habe ich genauer hingeschaut und entdeckt, dass hier ein Vogelnest ist. Was für mich ein toter Baum war, ist für ein Vogelpärchen ein idealer Platz für neues Leben.

Es machte mich nachdenklich. Nicht nur die schönen Blüten, die sich ausbreiten, sind Zeichen von Lebenskraft. Manchmal sind die Zeichen nicht auf den ersten Blick zu sehen.

Vielleicht machst du dich auf den Weg und hältst Ausschau nach Spuren von Leben, auch dort, wo du zuerst nur Tod siehst.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 17. April 22 Ostersonntag

Text und Fotos: Michaela Wuggazer