Das Wetter war herrlich bei meinem Spaziergang.

blühendes Rapsfeld

Foto: Michaela Wuggazer

Die Bäume werden langsam bunt. Und unter dem blauen Himmel leuchten die gelben Senffelder. Der Senf wurde erst vor kurzem ausgesät. Jetzt blüht er schon! Eine erstaunliche Pflanze. Vor zwei Wochen habe ich euch ja erzählt von der Kraft des Senfsamens.

Jetzt habe ich mich einfach gefreut, dass ich den blühenden Senf genießen darf. Er bedeckt die Erde und schützt sie davor auszutrocknen, dann kann der Wind sie nicht wegpusten.

Der Senf wird extra angesät. Aber es gibt auch Pflanzen, die sät niemand an. Sie kommen von ganz alleine. Und sie bleiben für immer. Sie können eine richtige Plage sein. Obwohl sie alle eine wichtige Fähigkeit haben: sie haben Ausdauer. Wegen dieser Ausdauer haben die Römer vor 2 000 Jahren den Giersch überall hin mitgenommen. Für die römischen Legionäre war es ein Gemüse, das gesund ist und überall wächst. Jetzt ist es ein gefürchtetes Unkraut. Wir essen es nicht mehr und es breitet sich überall aus.

Was ist das Geheimnis des Giersch? Wenn du eine Giersch-Pflanze herausziehst, dann brechen leicht kleine Stückchen von den Wurzeln ab. Aus jeder dieser kleinen Stückchen, wächst wieder eine neue Pflanze! Für die Pflanze eine großartige Überlebensstrategie. Für alle, die im Garten auch anderes haben wollen, sehr mühsam.

In der Geschichte von heute aus dem Lukas-Evangelium erzählt Jesus von einer Frau, die auch Ausdauer hat. In der Zeit von Jesus brauchten Frauen immer einen Mann, der für sie vor Gericht geht. Diese Frau ist eine Witwe und hat keinen Mann, der sie verteidigt, wenn jemand ihr Unrecht tut. Deshalb geht sie zum Richter in ihrer Stadt. Ihre Chancen sind nicht gut, denn der Richter ist kein guter Mann. Er kümmert sich nicht um Menschen und er kümmert sich nicht um Gott. Aber die Frau geht immer wieder zu ihm. Sie gibt nicht auf. Und weil sie ihn nervt, tut er schließlich etwas für sie.

In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete
und auf keinen Menschen Rücksicht nahm.
In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam
und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Widersacher!
Und er wollte lange Zeit nicht.
Dann aber sagte er sich:
Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; weil mich diese Witwe aber nicht in Ruhe lässt, will ich ihr Recht verschaffen.

Du findest diese Geschichte im Lukas-Evangelium in Kapitel 18, in den Versen 1-8.

Jesus erzählt sie den Seinen als ein Beispiel zur Ermutigung. Sie sollen es so machen wie die Witwe und nicht so schnell aufgeben beim Beten, wenn sie das Gefühl haben, dass Gott nichts tut für sie.

Hast du diese Gabe der Ausdauer? Wir Menschen sind mit ihr geboren. Wir müssen noch so viel lernen. Deshalb haben kleine Kinder besonders viel Ausdauer. Sie freuen sich daran etwas wieder und wieder zu tun. Oft wird es den Erwachsenen zu viel und sie haben keine Lust mehr. Vielleicht kennst du das, wenn du kleinere Geschwister hast? Gibst du nach, wenn dein kleiner Bruder ständig kommt und etwas von dir will? Das kann anstrengend sein.

Das Durchhaltevermögen kann man verlernen. Dann macht es keinen Spaß, etwas wieder und wieder zu tun. So geht das mit Englisch-Vokabeln oder mit dem Gitarre-Üben. Wir haben keine Lust mehr am Widerholen. Aber manchmal machen wir es doch.

Was übst du wieder und wieder?
Kennst du es, dass sich andere freuen über deine Ausdauer?
Kennst du es, dass andere sich genervt fühlen von deiner Ausdauer?

Hast du schon mal probiert mit Ausdauer zu beten?
Vielleicht können wir etwas lernen von den hartnäckigen Pflanzen?
Such dir eine aus, die du auf einem Spaziergang finden kannst und schau sie dir genauer an.

Löwenzahn findet man überall. Er kann sogar durch Asphalt und Beton wachsen.
Betrachte eine Pflanze und bete mit ihr. Ich habe es mit dem Löwenzahn probiert.
Das ist mein Versuch:

Beten wie ein Löwenzahn:
Gott, in dir habe ich meinen Halt. Meine Wurzeln sind tief. Du gibst mir Kraft.
Gott, ich spüre deine Liebe und wachse dir entgegen. Du stärkst mich.
Gott, ich strahle in deiner Liebe.
Gott, ich lasse meine eigenen Ideen und Wünsche los. Du trägst sie sanft davon.

blühender Löwenzahn               Pusteblume

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 16. Oktober 22 29. Sonntag im Jahreskreis

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de