Bei meinem ersten Spaziergang war ich im Wald.
Einige Waldwege waren gesperrt und man hörte Motorsägen. Dann sah ich gefällte Bäume, die mitten im Wald lagen. Und dann sah ich den Harvester oder Holzvollernter im Einsatz. Er war gerade dabei einem gefällten Baum alle Äste zu entfernen. Das ging ganz schnell. Ein bisschen gruselig. Da war gerade noch eine hohe Fichte und jetzt liegt hier ein Stück Holz.
Als ich die Lesung aus dem Buch des Propheten Maleachi las, musste ich daran denken. Maleachi ist hebräisch und heißt „mein Bote“. Maleachi beschreibt in Kapitel 3, Verse 19-20, dass Gott an seinem „Tag der Ernte“ so mit den Überheblichen umgeht wie der Holzvollernter mit den Bäumen:
Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben.
Ein gruseliges Bild. Alle, die rücksichtslos sind und auf niemanden achten und keinen Respekt haben vor Menschen und Gott, werden so behandelt wie die schönen hohen Fichten. Im einen Moment noch voller Leben, im nächsten ohne Wurzeln und Zweige. Nur noch Holz.
Zu denen, die mit Gott verbunden sind, die Respekt haben vor Gott und die Menschen achten, sagt Maleachi:
Für euch aber … wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.
Diesen Satz habe ich mitgenommen für meinen zweiten Spaziergang, ins Donau-Moos. Die Sonne war nicht zu sehen. Es war ein Gemisch aus Hochnebel und Wolken. Es war ein bisschen düster. Dann begann es leicht zu leuchten. So wie eine Leuchte aus Milchglas. Das sah eigentlich ganz hübsch aus. Und dann sah es so aus, als würden die düsteren Wolken aufbrechen und die Sonne strahlte ganz hell auf. So hell, dass ich nicht hineinschauen konnte.
(Bitte schau niemals direkt in die Sonne ohne Sonnenbrille. Das ist schädlich für die Augen.)
Fotografieren kann ich eine solche Sonne nicht direkt. Ich habe dann gemerkt, dass die Pfützen aufleuchten. Deshalb habe ich die leuchtende Sonne in der Pfütze fotografiert.
„Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit“ heißt es in einem Lied. Du findest es im katholischen Gesangbuch unter der Nummer 481.
Die leuchtende Sonne leuchtete hier vor mir, in der Pfütze, auf meinem Weg.
Und dann kam die Sonne richtig hinter Wolken und Nebel heraus! Ich sah es an meinem Schatten. Dann war sie wieder weg. Und mein Schatten war weg. Dann war sie wieder da. Es war wie Versteckspielen. Ich spielte mit meinem Schatten. Das war lustig. Vielleicht habt ihr auch Lust dazu? Wer macht die lustigsten Schattenfiguren?
Auf dem Heimweg dachte ich noch lange nach über diese Sonne der Gerechtigkeit.
„… schaffe Licht in dunkler Nacht“, „lass uns deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit, und mit unsrer kleinen Kraft suchen, was den Frieden schafft.“
Heute noch feiern wir überall in Städten und Dörfern mit Laternen, dass vor über 1700 Jahren ein junger Soldat im römischen Heer seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hat. Beeindruckend, wie lange diese Tat leuchtet.
Wo lässt du etwas aufleuchten von diesem Licht der Liebe Gottes?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 13. November 22 33. Sonntag im Jahreskreis
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de