Ich ging wieder zum Schurr-See. Es war nicht kalt. Es gab kein Eis mehr.
Foto: Michaela Wuggazer
Das Wasser war immer noch sehr hoch. Ich ging bis zu diesem Baum. Das Wasser reichte bis zum Baum. Ich lehnte mich an und schaute auf den See. Er gluckerte vor sich hin. Die Wellen machten diese Geräusche. Mit dem Fernglas beobachtete ich die Kormorane auf den Bäumen der kleinen Insel. Sie sind zu weit weg für ein Foto. Und dann entdeckte ich wieder einen Haubentaucher. Das ist ungewöhnlich. Denn normalerweise fliegen sie nach Süden im Winter. Vielleicht war er gar nicht weggeflogen? Und dann schaute ich mir den Baum genauer an. Die Rinde ist dick und hat Risse. Wenn ein Baum wächst, kann sich seine Rinde nicht so dehnen wie unsere Haut. Sie bricht auf. Jede Baumart hat ihr eigenes Muster. Dieser hat eine sehr raue Rinde. Das ist gut für andere Lebewesen. Sie finden Platz und Halt.
Foto: Michaela Wuggazer
Siehst du die bunten Flecken auf der Rinde?
Hier habe ich ein Foto ganz aus der Nähe gemacht.
In Wirklichkeit sind diese kleinen orangen Schälchen noch kleiner. Sie sind ungefähr einen Millimeter groß. Sie gehören zu einer Flechte. Über Flechten habe ich schon öfter erzählt.
Sie sind eine Lebensgemeinschaft von Alge und Pilz. Wenn es dich interessiert, findest du hier mehr Flechten: Wenn der Pilz mit der Alge … – NABU
Auch der Baum ist in seinem Wurzelwerk mit Pilzen verbunden.
Die Pilze bekommen den zuckrigen Saft, den der Baum ganz mühelos mit seinen Blättern machen kann.
Sie geben dem Baum dafür Mineralien aus dem Boden und senden seine Botschaften weiter über ihr Netzwerk.
Ich stellte mich neben den Baum. Meine Füße spürten den Boden. Es war niemand in der Nähe. So konnte ich in aller Ruhe meine Arme weit ausbreiten und meine Finger. Ich spürte den Wind und sah, wie er die dünneren Zweige bewegte. Ich bewegte mich auch mit meinen Armen und Händen im Wind. Und ich dachte nach, mit wem ich alles verbunden bin.
Vielleicht probierst du es einmal aus?
Suche dir einen guten Platz bei einem Baum. Schau ihn dir gut an. Spüre mit den Händen seine Rinde. Lehn dich gegen den Baum. Es gibt viele Möglichkeiten. Vermutlich hat dein Baum auch Flechten oder Moos. Vielleicht entdeckst du auch Tiere. Du kannst auch zuhause einen Baum malen. Mit Wurzeln und allem.
Mit wem bist du alles verbunden? Familie, Freunde und Freundinnen? Menschen in der Nachbarschaft? Welche Tiere sind dir nahe?
Was tauscht ihr aus? Was bekommen sie von dir? Was bekommst du von ihnen?
Vielleicht magst du auch darüber nachdenken, was du ganz mühelos kannst, so wie der Baum unsere Atemluft und zuckrige Flüssigkeit machen kann. Was kannst du gut abgeben? Was brauchst du für ein gutes Leben? Wer kann dir dabei helfen?
Heute hören wir im Markus-Evangelium Kapitel 1, Verse 40-45 diese Geschichte:
In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte:
Ich will – werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.
In der Zeit von Jesus wurden alle Flecken auf der Haut Aussatz genannt.
Aus Sorge, dass diese Flecken ansteckend sind, mussten sich diese Menschen fern halten von allen anderen bis die Flecken wieder weg waren.
Sie waren getrennt von der Gemeinschaft.
Jesus traut sich den Mann anzufassen.
Seine Berührung lässt die Flecken verschwinden.
Der Mann kann wieder zurück zu seinen Leuten.
Auf dem Foto kannst du sehen, dass die Wellen ein feines Muster haben.
Jede Welle kommt wieder zurück vom Ufer in einem anderen Winkel.
Weil das Ufer nicht überall gleich ist.
Die Wellen überlagern sich und es gibt Muster. So ist es auch mit dem, was wir tun. Alles hat eine Wirkung und verändert das Muster. Manchmal ganz klein und kaum zu erkennen. Manchmal richtig deutlich.
Ich lächle jemanden an und zurück kommt ein Lächeln und mein Lächeln wird größer. Was fällt dir ein?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 11. Februar 24 6. Sonntag im Jahreskreis B
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de
Foto: Michaela Wuggazer