Es war kalt und feucht und grau draußen. Eigentlich hatte ich keine Lust rauszugehen.
Also habe ich zuerst die Lesungen für den Sonntag angeschaut. Eine war wie für meine Stimmung gemacht: Die Lesung aus dem Buch Baruch, Kapitel 5, Verse 1-9:
Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends, und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott dir für immer verleiht!
Leg den Mantel der göttlichen Gerechtigkeit an; setz dir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen aufs Haupt! Denn Gott will deinen Glanz dem ganzen Erdkreis unter dem Himmel zeigen.
Okay. Ich legte mein „Elend mit dem Wetter“ ab und meine Unlust. Ich suchte mir einen schönen, warmen Schal und zog einen warmen Mantel an. So machte ich mich auf den Weg.
Zuerst sah ich vor allem den grauen Himmel und die grauen Felsen.
Wo waren Zutaten für die Krone? Wo war etwas von der „Herrlichkeit des Ewigen“?
Sicher, die Felsen sind unglaublich alt. Die Grundlage dieser Felsen entstand durch Kalkablagerungen vor über 140 Millionen Jahren. Vor ungefähr 20 Millionen Jahren hat dann der Fluss Brenz mit viel Wasser und Schotter dieses Tal geformt. Unglaublich. Ich fasse einen der Felsen an. Man kann ein Gefühl von Ewigkeit bekommen, wenn man versucht, sich das Alter dieser Felsen vorzustellen.
Und dann sah ich dieses Blatt. Der Reif hatte ihm einen glitzernden Rahmen gezaubert. Obwohl die Sonne nicht zu sehen war, reichte das Licht, dass die Eiskristalle funkelten. Es sah sehr hübsch aus. Alles, was glitzert freut mich. Wissenschaftler meinen, diese Freude an Glitzerndem ist von Urzeit her im Menschen abgespeichert. Sie vermuten, es könnte damit zu tun haben, dass Wasser glitzert und die Menschen in der Urzeit immer auf der Suche nach Wasser waren. Ich entdeckte noch mehr solche Schmuckstücke. Ja, jetzt war etwas von Herrlichkeit zu spüren. Und wenn man bedenkt, wie unglaublich lange hier das Wasser der Brenz die Landschaft formt, dann kann man sagen, dass hier etwas von der „Herrlichkeit des Ewigen“ zu sehen ist. In Gedanken setzte ich mir die Krone der Herrlichkeit des Ewigen auf den Kopf und ging weiter. Man geht anders mit einer Krone auf dem Kopf. Selbst, wenn die Krone nur in meiner Vorstellung ist. Vielleicht probierst du es aus? Jedenfalls war meine Stimmung ganz anders.
Ich freute mich, draußen zu sein. Ein Kranich flog über mir. In den Sträuchern sangen Amseln und Meisen.
Vielleicht geht es im Advent darum, hinzuschauen, wo etwas von der Herrlichkeit Gottes zu sehen ist. Weglegen, was uns niederdrückt und aufstehen und Ausschau halten! Was ihr wohl entdeckt?
Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe! Schau nach Osten und sieh deine Kinder: Vom Untergang der Sonne bis zum Aufgang hat das Wort des Heiligen sie gesammelt. Sie freuen sich, dass Gott an sie gedacht hat.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 08. Dezember 24 2. Advent C
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de
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