Bestimmt weißt du, was Astronauten sind? Die sind schon mal bis zum Mond geflogen und umkreisen inzwischen seit Jahrzehnten in Raumstationen die Erde.
Aber stell dir vor: Ich habe schon mal einen richtigen Astronauten erlebt! Das war vor zehn Jahren in Rimini. Das liegt in Italien und ich war damals mit dem Astronauten, einem Italiener, mit ganz vielen anderen Leuten zusammen. Aber eine Sache habe ich mir gut gemerkt. Es war fast so, als ob er das nur mir gesagt hätte.
Da ging es um die Frage, wie viele Sterne es denn im Weltall gibt. Für die Antwort musst du jetzt aber zunächst nach draußen gehen und eine Schaufel Sand nehmen. Am besten, du siebst jetzt nur die größten Körner raus. Und jetzt versuche mal, diese einzelnen Sandkörner zu zählen. Du wirst schnell sehen: Das gelingt dir nicht wirklich, weil es recht viele sind.
Aber weißt du, was damals die Antwort des Astronauten war? „Auch wenn du alle einzelnen Sandkörner auf allen Stränden der Erde zählen würdest, es würde nicht für die Zahl der Sterne reichen.“ Ich muss dir wirklich sagen: Das hat mich schwer beeindruckt. Ich habe viel darüber nachgedacht, aber so richtig vorstellen mag ich mir das noch immer nicht. Vielleicht stimmt dieser Vergleich auch nicht ganz. Es gibt auf der Erde ja ziemlich viele Strände.
Ich denke, der Astronaut wollte damals einfach sagen: Das Weltall ist so groß, da können wir sein wirkliches Ausmaß gar nicht erfassen. Du kannst ja mal versuchen, in der Nacht die Sterne am Himmel zu zählen. Es wird dir nicht gelingen.
Um solche Gedanken wie die des Astronauten geht es auch in den Texten des heutigen Sonntags.
„Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen und wer begreift, was der Herr will? … Wir erraten kaum, was auf der Erde vorgeht, und finden nur mit Mühe, was auf der Hand liegt; wer ergründet, was im Himmel ist?“ (Weis 9,13.16)
Das stimmt. Du kannst ja nicht mal all die Sandkörner in deiner Hand zählen. Und selbst der Astronaut in Rimini, er hieß übrigens Paolo Nespoli, der dem Weltall schon sehr nahe war, kann nicht wirklich ergründen, was im Himmel ist.
Ich finde deshalb den Text aus dem Buch der Weisheit sehr tröstlich. Ich verstehe ihn so: Vor Gott und seiner unendlich großen und schönen Schöpfung habe ich nur ein kleines „irdisches Zelt“ (vgl. Weish 9,15b). Das zu erkennen und anzunehmen, bedeutet Weisheit (vgl. Weish 9,19).
Auch Jesus gibt uns heute dazu im Evangelium einen Rat: Weil wir vor Gott so klein sind, sollen wir unser Leben geringachten (vgl. Lk 14,26). Und weil dieses Leben gering ist, sollen wir auch keine zu großen Türme bauen. „Sonst könnte es geschehen,“ sagt Jesus, dass man ein „Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertigstellen kann“
(Lk 14,29).
Du hast das vielleicht in einem Bach oder am Strand schon mal mit viel Sand ausprobiert: Es klappt einfach nicht, einen Turm zu bauen. Irgendwann kommt eine Welle und alle Mühe war umsonst.
Auch das ist eine weise Erkenntnis: Nämlich im Leben keine zu großen Türme bauen zu wollen. Da ist es besser, Jesus und seiner Botschaft zu vertrauen, auch wenn das bedeuten kann, ihm vielleicht im Tragen des Kreuzes nachzufolgen (vgl. Lk 14,27)
Ich lade dich ein, abends nach draußen zu gehen und den Sternenhimmel zu beobachten. Mit etwas Glück siehst du vielleicht sogar eine Sternschnuppe. Ist das nicht ein Grund, Gott für seine wunderbare Schöpfung und für unser Leben zu danken?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 04. September 22 23. Sonntag im Jahreskreis
Text: Karl-Georg Michel