Stimme eines Rufers in der Wüste:
Bereitet den Weg des Herrn!
Macht gerade seine Straßen!

Als ich im Sommer diesen Weg hinunter zur Donau gehen wollte, war er gesperrt. Heftige Regenfälle hatten Teile des Weges weggespült und Bäume waren umgefallen und hatten den Zaun zerstört. Jetzt war der Weg sehr gut gerichtet. Die steile Böschung wurde mit Betonteilen gestützt und es gibt jetzt ein stabiles Geländer aus Metall und der Weg ist mit Kalksteinen sauber gerichtet. Trotzdem bleibt ein Risiko. Deshalb die Warnschilder. Der Weg ist steil. Die Wege werden nicht geräumt im Winter. Und auch jetzt macht die Schicht aus nassem Laub den Weg teilweise rutschig. Da ist das feste Geländer gut und es ist auch wichtig, dass hier niemand mit dem Rad runter saust.

 

Vielleicht schaust du dir beim nächsten Spaziergang genauer die Wege an, die du gehst. Wer hat sie eingerichtet? Wer pflegt sie? Vielleicht hast du die Möglichkeit mitzuarbeiten bei der Wegpflege? Oder zuhause: Wer räumt bei euch das Laub von den Wegen? Wer kümmert sich um den Schnee? Und wie ist das bei den Nachbarn an deinem Ort? Kannst du jemanden helfen?

Manchmal kann man aus der ganz konkreten Arbeit an echten Wegen etwas lernen für die inneren Wege, von denen Johannes spricht. Den ganzen Abschnitt kannst du im Evangelium des Matthäus lesen, im 3. Kapitel, Verse 1-11.

Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.

Johannes war eine ganz besondere Person. Er war aus der Stadt hinausgegangen in die Wildnis. Dort lebte er von dem, was da ist. Ganz schön extrem. Er wollte sich ganz auf Gottes Botschaft konzentrieren und lud auch andere dazu ein.

Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend
zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.

Johannes hatte eine große Anziehungskraft. Er sagte allen:

Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.

 Johannes spürte, dass Gott sich neu zeigen wird. Und er lud alle ein, alles abzuwaschen im Wasser des Flusses Jordan, was sie hindert und belastet.

Ich bin meinen Weg nachdenklich zurückgegangen. Wie sehen denn meine inneren Wege aus? Manchmal bin ich so beschäftigt, dass ich meinen inneren Weg gar nicht mehr sehen kann. Ein gutes „Geländer“ für mich ist es, dass ich abends in ein Kloster zum Beten gehe und immer zur vollen Stunde atme ich ruhig ein und aus und denke daran, dass ich von Gott geliebt bin. Das kann ich auch machen, wenn andere dabei sind. Atmen tun wir alle. Aber normalerweise denken wir nicht an unseren Atem. Höchstens, wenn wir erkältet sind und uns das Atmen schwerfällt. Zur vollen Stunde spüre ich meinem Atem nach. Ich spüre, wie sich meine Bauchdecke hebt und senkt. Ich spüre den Atem in mir. Beim Einatmen spüre ich, wie schön es ist, atmen zu können. Beim Ausatmen lasse ich alles los, was mich belastet.

Mit meinem Atem bin ich mit Gott verbunden, mit den Bäumen, mit allen Menschen und Tieren. Wir alle sind mit dem Atem verbunden. Wir alle sind verbunden in diesem Himmelreich.

Vielleicht probierst du es einmal aus? Vielleicht brauchst du etwas Anderes, um deine inneren Wege zu richten. Vielleicht gibt es Streit auf deinen Wegen? Dann ist es vielleicht gut „Steine“ wegzuräumen oder den Weg zu „kehren“.

Niemand muss so weitermachen wie immer. Wir können umkehren, wir können neu anfangen. Manchmal sieht man das Neue nicht richtig.

Kastanientriebe

Foto: Michaela Wuggazer

Der Prophet Jesaja spricht davon, dass aus den Wurzeln eines alten Baumes ein neuer Trieb kommt. Der alte Baum erneuert sich. Er wächst nicht einfach weiter. Der alte Baum stirbt ab. Aber aus den gleichen Wurzeln kommt ein neuer Trieb. Das gleiche Material für einen neuen Anfang. (Kapitel 11, Verse 1-10)

Auf meinem Weg an der Donau habe ich an dieser alten Pappel gleich mehrere neue Triebe aus den Wurzeln entdeckt. Du kannst sehen, wie kräftig sie sind. Es ist immer spannend, was sich aus Trieben und Knospen entwickelt. Schau mal an den verschiedenen Bäumen die Knospen an. Weißt du, was aus ihnen wird? Eine Blüte? Ein Blatt? Ein ganzer Zweig? Knospen haben es in sich. Ganz eng zusammengefaltet und oft durch eine harzige Hülle geschützt ist jetzt schon in ihnen da, was wir im Frühling dann in voller Pracht bewundern können.

Am 4. Dezember ist das Fest der heiligen Barbara. Zur Erinnerung an sie und ihr Vertrauen in Gott schneiden manche Zweige von Obstbäumen oder Forsythien und stellen sie im Haus ins Wasser. Sie warten, ob sich die Blüten in der Wärme an Weihnachten öffnen. Nimm nicht zu viel, wenn du es dieses Jahr ausprobieren willst. Stell den Zweig nicht über die Heizung, damit die Knospen nicht vertrocknen. Vielleicht kannst du dich dann über zarte Blüten mitten im Winter freuen.

An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Ísais sein, der dasteht als Feldzeichen für die Völker; die Nationen werden nach ihm fragen und seine Ruhe wird herrlich sein.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 04. Dezember 22 2. Advent

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de