„Wir müssen unbedingt ins Eselsburger Tal und schauen, ob dort die Märzenbecher auch schon blühen!“

Märzenbecker im Eselsburger Tal

Foto: Michaela Wuggazer

Sie blühen! – Sie blühen in Massen.

Es sieht aus als würden sie den Hang herunterfließen wie Wasser. Tausende Märzenbecher!

Noch mehr als im letzten Jahr.

Bei jeder Wegbiegung entdecken wir mehr.

Sie sind im ganzen Tal.

Aber nur in der Nähe der Spitzbuben-Höhle sind sie in so riesiger Zahl.

Wer unten im Tal den Rundweg geht, verpasst dieses Erlebnis.

Wir sind glücklich. Eine solche Fülle von Blüten, so früh im Jahr! Einfach wunderbar.

Aber auch ein einziges Blümchen kann große Freude bereiten.

In der Nähe des Weges fällt uns ein kleines blaues Blümchen auf: das erste Leberblümchen in diesem Jahr!

Und etwas weiter leuchtet es Gelb: Die ersten Huflattich-Blüten! Jetzt sind wir geübt im Genau-Hinsehen.

Wir entdecken hinter einem Schwan auf der Wiese zwei bräunliche Enten mit interessanter Augenzeichnung: Nilgänse! Auch zum ersten Mal dieses Jahr.

Das Foto ist allerdings sehr schlecht. Deshalb habe ich es nicht in meine Collage gepackt. Ein reichhaltiger Spaziergang. Glücklich komme ich nach Hause.

Für den Sonntag wähle ich mir eine Gegend, die nicht so beliebt ist. Ich will in Ruhe gehen. Weil die Sonne so schön scheint, gehe ich in die Streuobstwiesen. Sie sind zwischen Wald und Feldern. Als ich näherkomme, höre ich plötzlich eine Motorsäge aufheulen. Nein! Nicht am Sonntag! Das ist nicht erlaubt! Irgendwann muss doch Ruhe sein! In Deutschland ist die Sonntagsruhe gesetzlich geschützt. Ich merke, wie der Ärger in mir immer lauter wird. Irgendwann ist der Ärger in mir lauter als die Motorsäge von außen. Ich denke nur noch darüber nach, dass es nicht erlaubt ist, am Sonntag so laute Arbeiten zu machen. Ich fühle gar nicht mehr die Sonne. Ich sehe nichts mehr und ich höre nichts mehr.

Zum Glück fällt es mir auf. Meine innere Sonntagsruhe ist mir verloren gegangen. Jetzt muss ich richtig „arbeiten“, damit es in mir wieder ruhig wird. Ich atme tief ein und aus. Ich schaue mich um. Ich gehe im „Entdecker-Modus“ wie am Tag zuvor. Es hilft. Am besten hilft, dass ich an eine Stelle komme, wo viel Matsch ist und viele tiefe Pfützen. Ich muss mich konzentrieren auf den Weg. Danach kann ich auch wieder hören, wie Vögel in meiner Nähe fröhlich zwitschern. Ich setze mich auf eine Bank in der Sonne und schaue auf den Boden. Die ersten Ameisen. Die ersten Feuerwanzen. So viel Schönes und Interessantes gibt es zu entdecken. So reich und vielfältig ist die Welt, die uns geschenkt ist.

Die Einteilung unserer Zeit in die 7-Tage-Woche steht schon im ersten Buch der Bibel. Dort nimmt sich Gott am siebten Tag Zeit alles anzuschauen, was ist. Das mache ich jetzt auch. Diesmal hatte ich die Bibeltexte vom Sonntag nicht vor den Spaziergängen gelesen. Als ich jetzt zur Lesung aus dem zweiten Buch der Bibel, dem Buch Exodus komme, muss ich lachen! Du kannst es nachlesen im zwanzigsten Kapitel in den Versen 1-17.

Feuerwanze, Krokus, Leberblümle, Huflattich

Foto: Michaela Wuggazer

Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!

Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun.

Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht.

An ihm darfst du keine Arbeit tun:

du und dein Sohn und deine Tochter,

dein Sklave und deine Sklavin

und dein Vieh und

dein Fremder in deinen Toren.

Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel,

Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört;

am siebten Tag ruhte er.

Darum hat der HERR den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.

Alle sollen einmal in der Woche frei haben. Sogar die arbeitenden Tiere und die Leute, die nicht zur eigenen Glaubensgemeinschaft gehören.

In der Bibel finden wir Regeln, die uns helfen sollen, gut zu leben. Die zehn Gebote sind der bekannteste Teil davon. Es ist eine gute Regel, einen Tag in der Woche Zeit zu haben, auf alles zu schauen, was ist. Wir können Gott davon erzählen.

Guter Gott, ich danke dir, dass ich doch wieder Ruhe gefunden habe. Ich danke dir für die vielen Blüten. Ich danke dir für die kleinen Krabbeltiere. Ich danke dir für die Vögel und die Wolken und die warme Bank. Und ich danke dir für die Motorsäge, die mich nachdenklich gemacht hat. Ich danke dir, dass ich es geschafft habe, meinen Ärger loszulassen. Ich danke dir für den schlammigen Weg. Und besonders danke ich dir für die stille Zeit mit dir. Das tut gut.

Was möchtest du Gott erzählen? Wie laut ist der Lärm in dir oder um dich herum? Was hilft dir, dass es in dir wieder ruhig wird?

Mein Bruder hat mir später erzählt, dass im Bundesnaturschutzgesetz steht, dass es von 1. März bis 20. September verboten ist, außerhalb des Waldes und gärtnerischer Anlagen, Bäume zu fällen. Das ist wichtig für die brütenden Vögel.
Vermutlich hat den Leuten vom letzten Sonntag die Zeit am Samstag nicht gereicht für alle Baumaktionen.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 03. März 24 3. Fastensonntag

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de