Wenn du jetzt im Frühling nach draußen gehst, siehst du, wie schnell die Natur zu neuem Leben erwacht.

Überall findest du bunte Blüten. Auch die Knospen öffnen sich langsam und bald werden wir an den Bäumen wieder frische grüne Blätter sehen.

blühender blauer Krokus

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

grüne Knospen

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

Schneeglöckchen

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

 

Ist das nicht schön? Endlich ist der Winter vorbei! Es ist ja nicht so, dass mir die kalte Jahreszeit nicht auch gefallen würde. Ich liebe Schnee. Aber jedes Jahr freue ich mich schon darauf, im Frühjahr wieder die Sonne genießen und der Natur beim Erwachen aus dem Winter zuschauen zu dürfen.

Von einer solchen Erfahrung kannst du heute auch in der ersten Lesung in einem Text von Jesaja hören. Das war ein Prophet. Er lebte lange vor Jesu Geburt.

Ein Prophet ist jemand, der den Menschen Gottes Botschaft verkündet. Jesajas göttliche Nachricht an die Menschen lautet:

„Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“  (Jes 43,19a)

blühender Waldboden

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

Jesaja hat das den Menschen in einer Zeit großer Bedrohung verkündet. Denn die beiden Königreiche der Juden, Israel und Juda, wurden damals von einem großen und übermächtigen Nachbarn bedroht und verwüstet: den Assyrern.

In dieser schlimmen, ja ausweglosen Situation richtet sich Gott also an die Menschen und lässt ihnen durch Jesaja verkünden, dass er alles neu machen wird. Er spendet ihnen Trost und Zuversicht.

Es ist wie bei den vielen Pflanzen, die du gerade draußen sehen kannst: Wo neulich noch alles grau und kalt war, gibt es nun blühende Boten des Frühlings.

Egal, was in der Welt passiert: Im Frühjahr wartet immer ein neuer Anfang auf uns! Im Vertrauen auf Gott kann es weitergehen. Wir dürfen neues Leben wagen, sagt uns heute deshalb Jesaja.

Auch in der zweiten Lesung geht es um eine solche Zuversicht. Dort gibt es einen Abschnitt aus dem Brief, den der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in der Stadt Philippi geschrieben hat:

„Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ (Phil 3,13b-14)

Paulus ermuntert uns also wie Jesaja dazu, unsere Hoffnung auf Gott zu setzen und auf das Leben, das wir einmal bei ihm im Himmel erwarten dürfen.

Aber was können wir selber dafür tun? Jesus liefert uns heute eine ganz praktische Antwort: Wir sollen unsere Mitmenschen nicht verurteilen!

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein.“ (Joh 8,7b)

braune Buckenhecke

Foto: Dr. Karl-Georg Michel

Diese Botschaft Jesu gilt auch für uns. Weil wir selber Menschen mit Fehlern und Schwächen sind, sollen wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Mit Blick auf die kriegerischen Erfahrungen der Juden zurzeit des Jesaja kann das auch bedeuten, selbst diejenigen nicht zu verurteilen, die fremde Völker bedrohen und überfallen.

Uns bleibt vielmehr die Hoffnung, dass Gott alle Menschen mit seiner Botschaft erreichen will. Wir brauchen nur ein wenig Geduld. Auch jetzt im Frühjahr ist es ja so, dass nicht alle Bäume und Pflanzen gleichzeitig blühen.

Schau dir zum Beispiel einmal eine Buchenhecke an. Manche dieser Hecken tragen noch immer ihr braunes Blätterkleid vom letzten Herbst. Erst wenn auch diese Blätter fallen ist für mich klar: jetzt geht der Frühling richtig los.

Das neue Leben, von dem uns Jesaja und der Apostel Paulus berichten, wird sich also am Ende immer durchsetzen und siegen. Die Boten des Frühlings, die wir gerade in der Natur erleben, sind für mich deshalb auch ein Zeichen der Zuversicht: Sie gelten auch für die Welt und die Situation, in der wir gerade leben.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 03. April 22 5.Fastensonntag

Text und Fotos: Dr. Karl-Georg Michel

Blaue Blüten

Foto: Dr. Karl-Georg Michel