Die Saat geht schon auf.
Mitten im Winter! Das Feld, an dem ich auf meinem Spaziergang vorbeigegangen bin, hat mich zum Staunen gebracht. Wie konnte der Bauer, der dieses Feld bewirtschaftet, so dumm sein – oder solchen Mut haben – dass er kurz vor dem Wintereinbruch eine frische Saat ausgebracht hat? Im Winter – da geht doch draußen alles kaputt, es erfriert. Niemand geht im Winter in den Garten, um zu säen. Du etwa? Würdest du jetzt Karotten säen? Oder Salat oder Radieschen?
Ich habe mir das Feld genauer angeschaut. Ganz nah bin ich hingegangen. Denn ich wollte wissen, welche Pflanze hier wächst. Deshalb habe ich direkt neben der Pflanze eine kleine Mulde gemacht, um das Korn zu sehen, aus dem die Pflanze herauswächst. Es sieht aus, wie ein Weizenkorn.
Die Samenkörner sind ganz deutlich zu sehen. Ich habe im Internet nachgeschaut. Vermutlich ist es Winterweizen. Denn Winterweizen gedeiht auch bei kalten Temperaturen! Er kann ganz spät im Jahr, nämlich noch im Oktober und November, ausgesät werden. Die kalten Temperaturen sind sogar notwendig für eine spätere gute Ernte! Ist das nicht verrückt? Wir denken, dass unsere Pflanzen Wärme zum Wachsen brauchen. Wir haben sogar Gewächshäuser für besonders wärmeliebende Pflanzen wie Tomaten, Paprika oder Schlangengurken. Und dann gibt es Pflanzen, die sich genau entgegengesetzt verhalten. Wie der Winterweizen.
Kannst du den Reif auf den Halmen erkennen? Obwohl sie gefroren sind, sterben sie nicht ab. Sie können nach dem Frost immer noch weiterwachsen.
Das ist mit meinen anderen Pflanzen im Garten nicht so. Was ich nicht rechtzeitig geerntet habe, ist beim ersten Frost kaputt gegangen. Da wird nichts mehr weiterwachsen. Hast du das auch schon beobachtet?
Ich denke an das Evangelium vom heutigen Sonntag. Die Hirten haben auf dem freien Feld Nachtwache bei ihrer Herde gehalten. Dann das völlig unerwartete Erscheinen der Engel und ihre Botschaft an die Hirten. Ausgerechnet an Hirten, an einfache Leute.
So wie es mit dem Winterweizen ist, der sich ganz anders verhält als die meisten Pflanzen, die wir kennen – er braucht Kälte zum Keimen statt Wärme, so verhält sich Gott ganz anders, als wir über Gott denken.
Ich schaue mir das Weizenfeld nochmal an. Das ganze Feld verkündet, dass Gott sich nicht an unsere menschlichen Vorstellungen hält. Die Saat wächst in der Kälte. Sie erfriert nicht. – Gott kommt zu einfachen Menschen. Der Retter wird in einem Stall geboren. Der neugeborene König ist das Kind ganz einfacher Leute.
Vielleicht magst du einen Neujahrsspaziergang machen und dir die Botschaft Gottes in der Natur anschauen? Wie die Hirten damals kannst du dich auf die Suche machen… .
Hör dir dazu das heutige Evangelium an:
In jener Zeit eilten die Hirten nach Betlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. (Lk 2,16–20)
Heute, am Hochfest der Gottesmutter Maria, hat ein neues Jahr begonnen. 2023. Du weißt nicht, was es dir bringen wird. Ich lade dich ein, dich von Gott überraschen zu lassen. Zu Staunen. Zu Vertrauen. Offen dafür zu sein, dass Gott dir treu zur Seite stehen wird – vielleicht ganz anders, als du es dir vorzustellen vermagst.
Im Alten Testament, im Buch Numeri (Kapitel 6, Verse 24 bis 26), steht ein sehr schönes Segensgebet. Nimm es mit in dein Herz für das Neue Jahr!
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 01. Januar 23 Neujahr_Hochfest der Gottesmutter Maria
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Andrea Kaufmann-Fichtner/ Martin Manigatterer Pfarrbriefservice
Diözese Augsburg, Abteilung „Kirche und Umwelt“, www.pastorale-grunddienste.de