Jetzt im Herbst ist es immer spannend, nach draußen zu gehen. Bei einem Spaziergang um einen See war ich zunächst am Morgen noch in Nebelschwaden gehüllt.

Foto: Karl-Georg Michel
Es war ziemlich kalt. Ich war froh, eine Mütze und Handschuhe dabei zu haben. Und trotzdem wurde mir nicht so richtig warm. Ich musste in Bewegung bleiben, um nicht auszukühlen.
Aber von Anfang an wusste ich: Irgendwann wird es Sonne geben. So war es dann auch, bald schon wurde es wärmer. Erst war die Sonne nur als matte, blasse Scheibe zu sehen. Sie musste sich noch durch den Nebel kämpfen. Aber immer mehr Stellen waren schon von ihr beleuchtet. Da habe ich mich dann in die Sonne gedreht und mich mit geschlossenen Augen von ihr wärmen lassen.
Während einer Pause saß ich später auf einer Parkbank und habe auf den See geschaut. Gleich am Ufer ist ein großer Fisch langsam hin und her geschwommen. Er wollte unbedingt von mir fotografiert werden, dachte ich mir. War es eine Forelle?
Und dann ist mir, ohne dass ich es wollte, auch noch ein Vogel direkt ins Bild geflogen. Das war eigentlich nur ein Zufall, als ich auf den Auslöser gedrückt habe. Auf dem Bild ist zunächst nur ein größerer Fleck zu sehen. Aber wenn es vergrößert wird, kann man sogar seine gespreizten Federn erkennen. Fast so wie in einer Aufnahme in Zeitlupe.
Ich habe auch ein paar Vögel gehört. Über mir war ein Baum und der Vogel dort zwitscherte nur ganz leise. Der Gesang kam mir unbekannt vor. Also habe ich eine App auf meinem Handy gefragt und die Antwort bekommen, dass es ein Wintergoldhähnchen war. Was für ein lustiger Name, dachte ich mir. Von einem solchen Vogel hatte ich noch nie gehört. Die App hat mir auch verraten, dass er ziemlich unauffällig ist.
So war dieser Ausflug an den herbstlichen Großen Alpsee bei Immenstadt für mich ein Tag voller Überraschungen.

Foto: Karl-Georg Michel
Von einer solchen Überraschung erzählt heute auch die Erste Lesung aus dem Alten Testament. Der Syrer Náaman litt schon seit langer Zeit an einer Hautkrankheit. Niemand konnte ihn heilen. Also hat er auch den Gottesmann Elischa um Hilfe gebeten.
Náaman hatte erwartet, dass er ihn im Namen Gottes mit mächtigen Gebeten heilen würde. Fast so wie ein Zauberer. Aber Elischa dachte gar nicht daran und trug ihm nur auf, an den Fluss Jordan zu gehen und dort siebenmal unterzutauchen.
Das tat also Náaman, und was dann passierte, kannst du heute hören:
„Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes und er war rein von seinem Aussatz.“ (2 Kön 5,14)
Ich denke, Náaman war ziemlich überrascht darüber. So einfach hatte er sich seine Heilung bestimmt nicht vorgestellt.
Ganz ähnlich wird es wohl den zehn Aussätzigen gegangen sein, von denen wir im Evangelium hören. Ist Jesus nur zufällig in ihr Dorf gekommen? Denn:
„Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ (LK 17,12)
Und was tat Jesus? Er schickte sie weg und sagte: „Geht, zeigt euch den Priestern! Und es geschah: Während sie hingingen, wurden sie rein.“ (LK 17,14)
Auch diese Aussätzigen waren bestimmt total überrascht davon. Vielleicht haben sie ihre Heilung so ähnlich wahrgenommen, wie es mir mit dem Bild von dem Vogel ging: Wie in einer Art Zeitlupe? Das könnte dann erklären, warum nur ein einziger, ein Samariter, der in den Augen der Juden sogar ein Ungläubiger war, umkehrte und Gott voller Dankbarkeit lobte. Er warf sich sogar vor Jesu Füße.
Und Jesus sagte zu ihm: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“ (Lk 17,19)
Glauben – auch an die Zufälle des Lebens? Und an die Überraschungen, die es mit sich bringt? Denn auch da kann sich Gott verbergen – wenn wir nur daran glauben, dass für ihn wirklich alles möglich ist. Vielleicht hast du auch schon solche Zufälle erlebt?

Foto: Karl-Georg Michel
ABENTEUER AM SONNTAG 12. Oktober 25 28. Sonntag im Jahreskreis
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Karl-Georg Michel/ Vogel-App: Merlin Bird ID
Diözese Augsburg, Fachbereich „Kirche und Umwelt“, www.pastorale-grunddienste.de
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