Schon als Kind war ich fasziniert davon, in der Natur Experimente zu machen. Ich habe zum Beispiel Kaulquappen gesammelt und in einem Glasbehälter einige Wochen lang gefüttert. Die Baby-Frösche habe ich dann an meinem Lieblingsbach freigelassen.
Ein anderes Mal habe ich es mit Ameisen versucht.
Die habe ich mit Erde in ein Glas gegeben.
Aber die waren bald wieder weg.
Damals wusste ich noch nicht: Als großes Volk können Ameisen ohne ihre Königin, die tief im Nest versteckt ist, nicht überleben.
Heute habe ich selber solche großen Völker mit Königinnen: Honigbienen.
Weil ich möchte, dass sie und andere Insekten genügend Nahrung finden, habe ich schon mehrere Versuche mit Blühpflanzen gestartet.
Nur fordert das meine Geduld ziemlich heraus. Im Herbst habe ich kleine Zwiebeln von blauen Traubenhyazinthen in den Boden gesteckt.
Die blühen sehr früh, Insekten lieben ihren Nektar und ihren Pollen. Nur hat damit etwas nicht geklappt: Ich warte schon seit Wochen auf Blüten oder zumindest auf die grünen Blätter der Pflanzen.
Aber ich sehe keine.

Foto: Karl-Georg Michel
Noch ein Experiment läuft gerade an meinem Bienenstand: Ich habe einige heimische Blühsamen ausgebracht, die für Insekten eine sehr wertvolle Nahrungsquelle bieten. Das mit den heimischen Samen ist sehr wichtig. Sie müssen aus der Region sein, damit sich keine fremden Pflanzen ausbreiten.

Foto: Karl-Georg Michel
Mein Traum wäre, eine ganz schöne Blühwiese zu haben.
Solche Wiesen sind ein wahres Wunder! Ich habe mal eine gesehen und ein Foto gemacht.
Da gibt es dutzende verschiedene Pflanzenarten. Sie bieten hunderten Tieren Schutz und Nahrung, Schmetterlingen zum Beispiel oder unseren Wildbienen.
Stell dir mal vor: Allein bei uns in Bayern gibt es mehr als 500 Wildbienenarten!
Jetzt bin ich also schon darauf gespannt, welche Blühsamen heuer vielleicht aufgehen werden.
Mir hat mal jemand gesagt: Es dauert zehn bis 15 Jahre, bis solche Wiesen ihre wahre Pracht entfalten.
Ich werde also eines brauchen: viel Geduld!
Diesen Gedanken habe ich auch beim Blick auf die Erfahrung der Apostel, von denen das heutige Evangelium berichtet:
Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus, Natánaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. (Joh 21,2-3)
Jesus stellt die Jünger da ziemlich auf die Probe. Auch die Geduld von Petrus fordert Jesus heraus. Gleich drei Mal fragt er ihn:
Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? (Joh 21,16a)
Als Simon Petrus auf diese dreimalige Frage traurig reagiert, deutet Jesus an, dass Petrus wohl erst „alt geworden“ (vgl. Joh 21,18a) sein müsse, um das alles zu verstehen.
Geduld gehört also zum Leben. Das sagt mir diese Stelle aus dem Evangelium. Und noch etwas: Im Vertrauen auf Jesus und darauf, Kinder Gottes zu sein, machen die Jünger dann am Ende einen richtig großen Fang:
„Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.“ (Joh 21,5-6)
Die Natur, „alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde“ (Offb. 5,13a), wie es heute in der Zweiten Lesung heißt, sind Teil von Gottes wunderbarer Schöpfung, auch Blühwiesen. Und so hoffe ich: Meine Geduld mit den Blühsamen wird sich am Ende lohnen.

Foto: Karl-Georg Michel
ABENTEUER AM SONNTAG 04. Mai 25 Dritter Sonntag der Osterzeit
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de
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