Während des Urlaubs haben wir vor einigen Monaten in Italien ein Kartäuserkloster besucht.

Dort leben auch heute noch Mönche. Ihr Tagesablauf ist vor allem dem Gebet gewidmet. Lange Zeit ist jeder Mönch dabei allein. Meistens wird in so einem Kloster geschwiegen.

Waldweg

Foto: Karl-Georg Michel

Das Kloster liegt mitten in einem Wald.

Wir sind dort ein wenig gewandert und mir ist aufgefallen, wie still es auch dort wart.

Was mich dabei überrascht hat:

Ich habe außer unseren eigenen Schritten und Stimmen keine anderen „modernen“ Geräusche gehört: keine Autos, keine Flugzeuge, keine Menschen.

Es war fast so, als hätte sich die Stille des Klosters auf die Umgebung übertragen.

Und es war gar nicht einfach, mich an diese Stille zu gewöhnen.

Denn in meinem Alltag bin ich ja ständig abgelenkt.

In Italien waren wir auch an einem Ort, an dem der heilige Franz von Assisi eine Zeit lang auf einem Berg gelebt hat.

Auch dort, mitten in einem Wald, ist es total einsam.

Franziskus hat sich da in eine Grotte zurückgezogen, um zu beten und in der Stille auf die Stimme Gottes zu hören.

Dieser Ort heißt La Verna.

Als wir dort waren, hatte es Nebel und es hat geregnet.

Von einem Franziskanerbruder haben wir gehört, dass es fast das ganze Jahr über kalt und feucht ist. Und dennoch wollte Franziskus genau dahin, obwohl es für ihn recht ungemütlich war.

Auch dort habe ich gespürt: Von dieser Stelle im Wald und ganz oben in den Bergen geht eine große Kraft aus. Sie ist schwer mit Worten zu beschreiben. Es ist eine Kraft, die von der Natur auszugehen scheint.

Das ist mir eingefallen, als ich einen Text vom heutigen Sonntag gelesen habe:

„Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen“ (Jes 42,2)

Diesen Text kannst du als Anleitung dafür verstehen, wie du auf Gott hören kannst: nicht im Lärm und in der Hektik des Alltags, sondern in der Stille.

Ich lade dich deshalb dazu ein, einmal ganz bewusst in der Natur still zu werden. Dazu kannst du dir einen Ort suchen, an dem es dir besonders gut gefällt. Setze dich da einfach mal eine Zeit lang hin und versuche, auf deine fünf Sinne zu achten: sehen, hören, tasten,schmecken, riechen.

Junge Fichte

Foto: Karl-Georg Michel

Du wirst überrascht sein, was dir dabei alles an kleinen Zeichen begegnen wird: Ich erinnere mich zum Beispiel an das helle Rufen eines Spechtes. Oder an eine noch junge Fichte, die aus der Wurzel eines anderen Baums gewachsen ist.

„Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus“ (Jes 42, 3a)

Gott lässt wachsen. Beschienen von der guten Kraft der Sonne, die auch jetzt im Winter Leben und Wärme spendet, wächst diese Fichte, die ich neulich an einem meiner„geheimen“ Orte im Wald entdeckt habe, bestimmt Jahr für Jahr weiter.

Das passt auch sehr gut zu dem Fest, das die Kirche heute begeht: die Taufe des Herrn im Fluss Jordan. Damit endet die Weihnachtszeit. Ist Jesus in der Stille des Stalles von Bethlehem auf die Welt gekommen, beginnt für ihn nun, als Erwachsener, sein öffentliches Wirken im Lärm der Straßen und Gassen.

Aber um Kraft dafür zu bekommen, wird er sich immer wieder an einsame Orte zurückziehen, um zu beten und auf das zu hören, was Gott ihm sagen möchte.

Ich lade dich dazu ein, für dich auch solche Orte zu suchen, an denen dir Gott in der Natur auf besondere Weise begegnen kann. Das wünsche ich dir für dieses noch junge Jahr.

ABENTEUER AM SONNTAG 12 Januar 25 Taufe des Herrn

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de

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