Ich war alleine unterwegs und kam an diese Kreuzung. Zwei der Wege sind mir sehr vertraut.

Weggabelung

Foto: Michaela Wuggazer

Und zuerst habe ich überhaupt keinen Pilz gesehen bei meinem Waldspaziergang. Ich dachte, das kann doch gar nicht sein. Es muss doch jetzt Pilze in Fülle geben. Und ich sehe sie nicht?

Baumschilder und Baumpilz

Foto: Michaela Wuggazer

Den anderen gehe ich sehr selten. Mhm!

In welche Richtung soll ich gehen?

Ich entschied mich für den Weg, den ich nicht so gut kenne.

Was ist der Unterschied? Für mich ist es die Erwartung.

Ich weiß nicht, was alles kommen mag.

Dieser Weg bringt Neues, Unerwartetes. Es kann abenteuerlich sein.

Nun ja, nicht so richtig abenteuerlich, wenn ich auf dem Weg bleibe.

Der Weg ist eine Forststraße. Es gibt Wegweiser.

Ich kann mich nicht verirren.

Aber ich schaue genauer hin. Wo ist eine Abzweigung?

Welche Pflanzen sind hier am Wegrand?

Hier am Baum mit den Wegzeichen sind zwei große Baumpilze. Prachtexemplare. Ich glaube es ist Eichenfeuerschwamm. Der Pilz zersetzt das Holz.

Man muss also den Baum immer wieder kontrollieren, ob er noch stabil ist. In solchen Bäumen findet man oft Specht-Löcher.

Das finde ich so spannend in der Natur: der Pilz ist nicht gut für den Baum, aber für den Specht und andere Tiere.

Das Leben des Baumes wird gewandelt in Leben für den Pilz, für Käfer, für Vögel.

Nichts geht verloren ohne dass neues Leben entsteht.

Selbst das, was die Pferde auf dem Weg fallen lassen ist wertvoller Stoff – für Mistkäfer.

Ich gehe langsam.

Es ist so still, dass ich höre, wie die Blätter fallen. Hast du das schon mal erlebt?

Bleib stehen und mache die Augen zu. Hörst du es? Die Blätter fallen.

Die große Umstellung der Laubbäume hat schon begonnen.

Himmel und Pflanze

Foto: Michaela Wuggazer

Dann bin ich plötzlich am Waldrand.

Links ist ein Feld.

Der Himmel ist strahlend blau mit großen Wolken.

Auf dem Feld wächst etwas mit großen, grünen Blättern.

Ich weiß nicht, was es ist. Ich schaue genauer hin. Siehst du die Wassertropfen auf dem Blatt?

Es regnet gerade sehr viel. Ich schaue in den Himmel.

Diese Wolken tragen viel Wasser von einem Platz zum anderen. Oben Wasser, unten Wasser und im Boden ist auch Wasser.

Und in der Pflanze. Und in mir und in dir. Jedes Lebewesen braucht Wasser zum Leben.

Aber kein Lebewesen behält das selbe Wasser für immer. Wir nehmen Wasser auf und geben Wasser ab. Wir trinken und wir essen Wasser.

Naja, das versteckte Wasser in knackigem Gemüse oder in jedem Apfel. Jeder Tropfen Wasser hat unglaubliche Reisen gemacht durch Wolken, Erde, Bäume, Menschen, Flüsse. Abenteuerlich! Vielleicht habt ihr Lust den Reisebericht eines Wassertropfens zu gestalten? Der Wassertropfen braucht keine Wegweiser. Wassertropfen lassen sich von Luft und Wärme in die Höhe tragen. Sie überlassen sich dem Wind. Sie fallen als Regen, Hagel, Schnee. Sie halten nichts fest.

Wir Menschen tun uns da schwer. Wir wollen gerne Sicherheit. Sogar für das ewige Leben.

Die heutige Geschichte steht im Markus-Evangelium, Kapitel 10, Verse 17 bis 30.

Ein Mann kommt zu Jesus und fragt:

Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?

Jesus gibt ihm die Gebote als Wegweiser. Da sagt der Mann:

Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.
Da sah ihn Jesus an, umarmte ihn und sagte: Eines fehlt dir noch:
Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.

Tja, für uns Menschen ist es manchmal sehr schwierig, das loszulassen, was wir haben. Unser Körper ist uns ein guter Lehrmeister, dass Loslassen zum Leben gehört. Wir halten nicht die Luft an! Wir wissen, dass zu jedem Einatmen Ausatmen gehört. Wir behalten nicht das Wasser. Ganz im Gegenteil. Wir „müssen“ Wasser loslassen und all das andere, das unser Körper verwertet hat.

Warum fällt es uns so schwer, nur das zu behalten, was wir zum Leben brauchen und das andere weiterzugeben? Weil wir Angst haben, zu kurz zu kommen?

Was kannst du gut weitergeben? Wann fällt es dir leicht, anderen etwas abzugeben?

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 13. Oktober 24 28. Sonntag im Jahreskreis B

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Fachbereich Gemeindekatechese, www.pastorale-grunddienste.de

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