Meine Bienenvölker stehen mitten in Augsburg.

Nur ein paar hundert Meter entfernt davon wohne ich und manchmal denke ich mir: Die Bienen, die ich bei uns auf dem Balkon sehe, das sind bestimmt meine.

Wobei: Sind das wirklich „meine“ Bienen? Irgendwie schon! Schließlich kümmere ich mich um sie. Gerade ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass sie viel Futter bekommen. Dafür verwende ich eine Lösung aus Zucker. Die gebe ich in den Bienenstock. Sie wird von den Bienen ausgeschleckt und in ihren Waben eingelagert. Mit diesem Wintervorrat, so hoffe ich, kommen sie dann gut durch die kalte Jahreszeit.

Ich muss auch schauen, ob die Bienen „gesund“ sind. Ich meine damit vor allem die Varroa-Milbe. Das ist ein ganz kleines Tier. Man kann es gerade noch sehen. Diese Milben leben auf den Bienen. Sie stechen die viel größeren Bienen und schwächen sie so. Also muss ich nachsehen, wie viele solche Milben es in meinen Bienenvölkern gibt und entscheiden, ob ich die Bienen mit einem Medikament behandle.

Du siehst: Das ist ein ganz schöner Aufwand. Spannend war es zuletzt auch mit der Ernte des Honigs. Er war wegen des regnerischen Wetters im Juli noch ziemlich feucht. Rechtzeitig vor der Ernte müssen Imker deshalb mit einem speziellen Gerät schauen, ob der Honig auch trocken genug ist. Das geht ganz einfach. Besteht der Honig bei diesem Test zu mehr als 20 Prozent aus Wasser, darf er nicht verkauft werden. Er würde sonst irgendwann zu gären anfangen und dann eher den Geruch und den Geschmack von Malzbier haben.

Foto: Karl-Georg Michel

Passt es mit dem Wasseranteil, kann der Honig geschleudert werden. Davor müssen die Waben mit einer speziellen Gabel aufgekratzt werden. Denn der fertige Honig wird von den Bienen mit einer dünnen Wachsschicht überzogen. So ist er geschützt und bleibt bis zum Winter haltbar.

Foto: Donata Demartin

Foto: Donata Demartin

Andere Imkerkollegen, vor allem die auf dem Land, haben heuer auch große Probleme mit einem besonders festen Honig. Wir sagen dazu Zement- oder Betonhonig. Man kann ihn nur sehr schwer ausschleudern. Das kommt von einer speziellen Laus, die von den Bienen wegen ihres süßen und leckeren Saftes, dem Honigtau, gerne gemolken wird. Und genau von dieser Laus, die vor allem auf Fichten lebt, gibt es heuer ganz viele.

Als Imker habe ich deshalb gelernt: Eine gute Ernte zu haben, ist alles andere als selbstverständlich. Das erste Glas Honig abfüllen zu dürfen, ist deshalb immer auch ein großer Grund für Dankbarkeit.

Foto: Donata Demartin

Foto: Karl-Georg Michel

„Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Gestirne“ (Jak 1,17).

Dieser kurze Satz aus dem Jakobusbrief, der heute im Gottesdienst vorgelesen wird, lehrt mich deshalb große Bescheidenheit: In allem, was ich als Imker tue, hänge ich letztlich von Gott ab. Ich kann nur mit dazu beitragen und mein Bestes geben, dass es am Ende gut wird. Dass ich Honig ernten kann und die Bienen gesund durch den Winter kommen.

Deshalb gehören die Bienen, auch wenn ich mich um sie kümmere und ich sage, dass es „meine“ Bienen sind, letztlich doch nicht mir. Sie gehören, wie wir alle, einem anderem:

„Ihr werdet in das Land, das der HERR, der Gott eurer Väter, euch gibt, hineinziehen und es in Besitz nehmen.“ (Dtn 4,1)

Dieses Land, auf dem ich wohne, alles was ich besitze, auch meine Bienen, gehört also Gott, unserem Schöpfer. Wir haben alles von ihm nur geliehen bekommen, um es gut zu hegen und zu pflegen.

Hast du auch etwas in der Natur, dass dir, wie mir die Bienen, sehr wertvoll ist? Dann danke Gott für dieses schöne Geschenk. Und besonders auch für dein eigenes Leben hier auf dieser wunderschönen Erde.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 01. September 24  2. Sonntag im Jahreskreis 

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text: Dr. Karl-Georg Michel
Fotos: Donata Demartin und Dr. Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Fachbereich Kirche und Umwelt, www.pastorale-grunddienste.de

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