Jetzt um diese Jahreszeit haben wir Imker viel zu tun. Dabei geht es nicht nur um die Ernte des Honigs, sondern auch um die Vermehrung der Bienenvölker und darum, sie schon jetzt gut für den Winter vorzubereiten.

Sie brauchen dafür viel Futter. Weil wir ihnen zuvor den Honig weggenommen haben, müssen wir ihnen als Ersatz ganz viel Zuckerlösung anbieten. In der Natur, wo das meiste schon verblüht ist, finden sie im August nicht mehr viel Nahrung.

Eine andere Methode, mit der sich Imker auf das nächste Jahr vorbereiten, ist die Vermehrung der Bienenvölker. Denn nicht alle werden es durch den Winter schaffen. Einige Völker werden eingehen, was in der Natur etwas ganz Normales ist. Deshalb haben viele Imker in den vergangenen Monaten Ableger mit neuen Völkern und neuen Königinnen angelegt.

In einem meiner Völker habe ich vor einigen Wochen festgestellt, dass gar keine Königin mehr da war. Vielleicht ist sie mit einem Teil der Bienen ausgeschwärmt, ohne dass ich es gemerkt habe? Deshalb habe ich dem Volk neulich eine neue Königin gegeben, die ein befreundeter Imker gezüchtet hat.

Farbkennzeichnung Bienenköniginnen

Foto: Karl-Georg Michel

Bienenkönigin wird gekennzeichnet

Foto: Karl-Georg Michel

Die sieht ganz lustig aus, weil sie auf ihrem Kopf einen grünen Punkt hat. Jedes Jahr hat nämlich eine andere Farbe. Um sie zu markieren, werden die Königinnen in einem kleinen Kästchen wie in einem Gefängnis eingesperrt und mit der entsprechenden Farbe gekennzeichnet. Das geht mit einem besonderen Lackstift oder mit einem kleinen Plättchen, das aufgeklebt wird. Heuer ist es also die Farbe Grün, letztes Jahr hatten wir Rot und davor Gelb. Diese Farben machen es mir einfacher, die Königin in einem großen Bienenvolk gleich zu sehen. Da gibt es ja zehntausende Bienen. Und ich weiß dann auch sofort, wie alt sie schon ist.

Als ich die Königin in das Volk eingesetzt habe, ist mir gleich der Ton aufgefallen. Zuvor war es richtig laut, die Bienen waren sehr aufgeregt, was ich an einem nervösen und auch hellen Surren deutlich gehört habe. Aber mit der neuen Königin hat sich dieser Ton recht schnell geändert. Er wurde ruhiger und war auch etwas tiefer und satter.

Ich finde, diese Beobachtung passt gut zum heutigen Tagesgebet. Es wird ganz am Anfang des Gottesdienstes gebetet:

„Gib, dass wir lieben, was du befiehlst, und ersehnen, was du uns verheißen hast, damit in der Unbeständigkeit dieses Lebens unsere Herzen dort verankert seien, wo die wahren Freuden sind.“

Die Bienen haben mir durch ihren Ton ganz klar signalisiert, dringend eine neue Königin zu brauchen. Sie waren nervös, ihrem Volk hat ohne Königin die orientierende Mitte gefehlt und damit auch Zukunft und Beständigkeit.

Von einer solchen Zukunft berichtet uns heute die Erste Lesung aus dem Buch Jósua. Die Stämme Israels haben die Erfahrung gemacht, dass Gott mit ihnen durch dick und dünn geht. Sie wissen, dass er vor ihren Augen „alle die großen Wunder getan hat“ (Jos 24,16 ).

Die Antwort der Israeliten ist deshalb ganz einfach:

„Auch wir wollen dem HERRN dienen; denn er ist unser Gott“ (Jos 24,18b).

Ein Leben ohne Gott ist für sie unvorstellbar. Wie bei einem Bienenvolk: Ist eine Königin da, ist alles ruhig. Alles hat seine Ordnung. Aber wehe, es fehlt die Königin: dann ist alles durcheinander, die Unordnung und die Unruhe der Bienen werden immer größer.

Auch in der Zweiten Lesung geht es um diese Frage. Der Apostel Paulus berichtet dabei vom Miteinander von Mann und Frau in der Ehe:

„Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Furcht Christi!“ (Eph 5,21)

Wie schon im Buch Jósua und bei den Israeliten geht es auch hier um unsere Hinwendung zu Gott. Ist es bei Jósua noch Israel das Volk Gottes, so ist es für den Apostel Paulus die Kirche. Wir alle, du und ich, sind Teil davon und wir dürfen darauf vertrauen: Sie, seine Kirche, wird von Christus genährt und gepflegt (vgl. Eph 5,29).

Auch die Erfahrung mit dem so laut surrenden Bienenvolk ist für mich ein Symbol dafür, dass es immer etwas im Leben braucht, an dem ich mich orientieren kann. Das mir Ruhe und Beständigkeit verheißt. Für die Bienen ist es die Königin. Hätten sie keine, würden sie sterben und nicht durch den Winter kommen. Und für uns Menschen, auch für die Kirche, ist dieser ruhende Pol im Leben, der uns Sicherheit gibt, Gott. Auf ihn können wir uns wie das Volk Israel verlassen.

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 25. August 24 21. Sonntag im Jahreskreis B

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Karl-Georg Michel
Diözese Augsburg, Fachbereich Kirche und Umwelt, www.pastorale-grunddienste.de

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