Es war ein grauer Tag als ich spazieren ging.

Aber die Sonnenblumen leuchteten mit ihrem fröhlichen Gelb aus dem Grün. Die Sonne kam durch die graue Wolkenschicht nicht hindurch. Manchmal sah man sie als leuchtende Fläche. Aber das Grau blieb darüber.

Foto: Michaela Wuggazer

Fotos: Michaela Wuggazer

Bei den vergangenen Spaziergängen hatte ich kaum einen Pilz entdeckt. Jetzt hatte mir mein Onkel gesagt, dass er einen schönen roten Fliegenpilz am Weg zum Waldspielplatz in Niederstotzingen entdeckt hatte. In der Nähe des großen Holzstapels. Also machte ich mich auf den Weg. Ich ging diesmal in der umgekehrten Richtung wie sonst. Und tatsächlich wurde ich fündig. Drei Fliegenpilze standen da. Auf dem Rückweg schaute ich in einen Weg, den ich sonst nie gehe. Und da leuchtete es rot aus dem Fichtenwald. Es war ein sehr großer Fliegenpilz! So groß wie meine zwei Hände. Ein Tier hatte schon ein Stückchen herausgebissen. Und dahinter waren noch zwei so groß wie eine Faust. Ihre Schirme hatten sich noch nicht richtig ausgebreitet. Ich habe mich sehr gefreut. Und bei den Fliegenpilzen waren auch ganz winzige Pilze mit hellen Schirmchen. Kannst du sie sehen? Siehst du das Blatt im Vergleich. Solche winzigen Pilze gibt es an vielen Stellen. Meistens übersehen wir sie. Und dann gibt es natürlich auch noch Pilze wie den Zunderschwamm, den du rechts unten im Foto siehst. Schon in der Steinzeit wurde er zum Feuermachen und als Auflage für Wunden verwendet. Auch Ötzi hatte Zunderschwamm bei sich. Was wir sehen sind die Fruchtkörper von Pilzen. Der eigentliche Pilz ist für uns unsichtbar. Es sind die Pilzfäden. Sie haben Fähigkeiten, die immer mehr erforscht werden. Sie bilden riesige Netzwerke. Mit ihnen können Bäume Nährstoffe und Nachrichten mit anderen Bäumen austauschen. Spannend, finde ich. Und ganz nahe bei den Pilzen entdeckte ich verschiedene Moosarten.

Moose können weit mehr Kohlendioxid binden als Bäume. Auch sie wurden lange übersehen mit ihren Fähigkeiten. Aber seit einigen Jahren werden sie gut erforscht, weil Wissenschaftler herausgefunden haben, dass sie uns sehr gut helfen können. Manchmal werden die Fähigkeiten von Lebewesen Jahrhunderte nicht entdeckt. Manchmal wurden ihre Fähigkeiten vor Tausenden von Jahren geschätzt. Aber dann wurden sie wieder vergessen. Und jetzt werden sie wiederentdeckt und es werden noch weitere Fähigkeiten entdeckt, die für uns alle wichtig sind.

Fotos: Michaela Wuggazer

Wenn du dich damit beschäftigst, dann entdeckst du im Wald diese einfachen Lebewesen, wie Pilze, Moose, Flechten, in denen Hoffnung liegt für uns alle.

Und wie du auf dem Foto sehen kannst, ist sogar ein abgestorbener, kleiner Baum Träger von Hoffnung, weil sich auf ihm Moos gut ansiedeln kann. Es sieht ein bisschen nach Regenwald aus J. Moose und Flechten kannst du schon gleich bei dir vor der Haustür entdecken.

In der heutigen Geschichte vergleicht Jesus das Himmelreich mit einem Mann, der vor einer Reise sein Vermögen seinen drei Dienern anvertraut. Es ist eine große Menge Geld. Es war Silber, das gewogen wurde. Nicht in Kilo, sondern in Talenten. Ein Talent entspricht 6 000 Drachmen. Und von einer Drachme wissen wir, dass es der Tageslohn ist für einen normalen Arbeiter. Mit einem Talent Silbergeld kann man einen einfachen Arbeiter mehr als 16 Jahre beschäftigen. Das kann man sich schwer vorstellen.

Die Geschichte findest du im Matthäus-Evangelium, Kapitel 25, Verse 14-30.

Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab.

Die ersten beiden setzen die große Menge Geld ein und vermehren es. Der dritte hat Angst und vergräbt das Geld im Boden.

Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen.

Er freut sich über die zwei, die etwas mit dem Geld gemacht haben. Der dritte sagt:

… weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! … Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.

Manchmal ist es so, dass wir denken, unsere Fähigkeiten sind nicht besonders. Wir trauen uns nicht. Manche probieren nie aus, was in ihnen steckt. Sie vergraben ihre Talente. In der Natur setzen alle Lebewesen ein, was sie haben. Sie tun sich da leicht. Wir können uns an ihnen ein Beispiel nehmen. Wo lassen wir einen grauen Tag leuchten? Wo verzaubern wir, wie die Minipilze? Wo bieten wir anderen Raum, dass sie sich entfalten können, wie es der kleine Baum für die Moose tut?

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 19. November 2023 33. Sonntag im Jahreskreis A

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de