Diesmal wollte ich wieder einmal zum Bettelmanns-Grab.
Aber ich hatte nicht genug Zeit für den langen Weg.
So fuhr ich mit dem Auto bis zum Waldspielplatz in Niederstotzingen, wo man gut parken kann.
Dort fand ich diesen Wegweiser. Ich wusste, ich brauche die Richtung Schloss Burgberg.
Alles prima, dachte ich. Es war ein schöner Forstweg. Aber dann teilte sich der Weg. Es gab plötzlich drei Möglichkeiten.
Bei einer wusste ich, dass sie zur Pflanzschulhütte führt. Da wollte ich nicht hin. Es blieben noch zwei Wege zur Auswahl. Ein schmaler Pfad, der eher in Richtung der Hütte führte und der breite Forstweg. Ich blieb auf diesem.
Es war schön zu gehen. Es ging auf und ab und das Licht ließ das unterschiedliche Grün herrlich leuchten. Pilze sah ich keine.
Ich hielt Ausschau nach Wegweisern. Die sah ich auch nicht.
An manchen Bäumen waren diese Markierungen angebracht. Ich weiß inzwischen, was sie bedeuten. Sie sind Hinweise für Forstleute.
Sie sagen: Hier ist ein „Rückstoßweg“. Die großen Maschinen brauchen solche Möglichkeiten, rückwärts in den Wald zu fahren, weil sie anders auf den schmalen Forstwegen nicht umdrehen können.
Aber mir nutzte der Hinweis nichts. Als nach einiger Zeit immer noch kein neuer Wegweiser zu finden war, schaltete ich mein Handy ein.
Gut. Hier erfuhr ich, dass ich links abbiegen sollte und dann noch 650 m gehen müsste.
Dumm war nur, dass meine Zeit langsam zu Ende ging und ich ja auch Zeit für den Rückweg brauchte und rechtzeitig zum gemeinsamen Essen zurück sein sollte.
Ich beschloss, dass ich lieber in Ruhe zurückgehe und es vielleicht nächste Woche nochmal probiere.
Manchmal ist das so, da gibt es klare Hinweise und dann ist es plötzlich nicht mehr so klar. Manchmal hilft Orientierung von außen. Manchmal muss man etwas auch erst einmal sein lassen. Weil anderes wichtiger ist. Wie zum Beispiel das gemeinsame Essen mit meiner Familie.
Die Geschichte, die heute aus dem Matthäusevangelium vorgelesen wird, ist krass gewalttätig. Ihr findet sie im 21. Kapitel in den Versen 33 bis 44.
Jesus erzählt hier von einem Gutsbesitzer, der einen Weinberg mit allem Drum und Dran anlegt. Dann verpachtet er ihn und verreist. Als es Zeit zur Ernte ist, schickt er Knechte, die seinen Anteil an der Ernte holen sollen. Aber diejenigen, die den Weinberg gepachtet haben, wollen nichts abgeben. Sie verjagen die Knechte und schlagen sie. Der Gutsbesitzer probiert es noch einmal und wieder vertreiben sie die Knechte.
Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte:
Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben.
Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe.
Auf, wir wollen ihn umbringen, damit wir sein Erbe in Besitz nehmen.
Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus
und brachten ihn um.
Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt: Was wird er mit jenen Winzern tun?
Was denkt ihr? Ich finde die Geschichte krass. Da haben welche einen neu eingerichteten Weinberg. Und dann wollen sie dem nichts abgeben, der den Weinberg eingerichtet hat? Sie sind so gierig, dass sie gewalttätig werden.
In der Natur finde ich so etwas nicht. Vor allem jetzt im Herbst. Auf dem Forstweg lagen jede Menge Bucheckern. Ein Baum lässt seine Früchte fallen. Alle können sich daran bedienen. Die Ameisen tragen welche weg. Die Eichhörnchen sammeln. Wildschweine kommen. Kein Baum behält seine Früchte für sich. Nicht einmal die Blätter behält ein Baum. Im Herbst lässt er die Blätter los. Sie tanzen im Wind. Sie bleiben liegen. Sie schützen den Boden. Sie dienen den Igeln für den Winterschlaf. Irgendwann zerfallen sie und die Nährstoffe sind wieder im Boden. Und alle Pflanzen haben etwas davon.
Das können wir Menschen auch: Abgeben, von dem, was wir haben. Loslassen, dass alle etwas davon haben. Kennst du das von dir und anderen? Fällt es dir leicht, etwas von deinen Sachen, von deiner Zeit anderen abzugeben? Kannst du deine Fähigkeiten einsetzten, damit andere etwas davon haben? Machst du gute Torvorlagen?
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 10. Oktober 23 27. Sonntag A
Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text und Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de