Kurz bevor die Brenz in die Donau fließt, gibt es eine kleine Barriere aus Felsen und dort wird sie richtig wild.

Wenn du direkt daneben stehst kannst du nur das Brausen des Wassers hören. Es ist toll zu beobachten mit welcher Kraft das Wasser das Hindernis überwindet. Davor und danach ist die Brenz ein ziemlich ruhiger Fluss. Das Hindernis zeigt wieviel Kraft und Leben in ihr steckt.

Ich blieb ziemlich lange stehen und habe mich an dieser Lebendigkeit gefreut. Irgendwie ging sie mit mir mit. Und auch jetzt, wenn ich die Fotos anschaue, merke ich, wie ich in mir wieder diese Kraft spüre.

Felsbarriere Brenz

Foto: Michaela Wuggazer

Diesen Sonntag hören wir wieder einen kleinen Abschnitt aus der Bergpredigt. Du findest ihn im Matthäus-Evangelium im fünften Kapitel in den Versen 38-48. Wie bei den anderen Abschnitten will Jesus seine Leute ermutigen, nicht bei einfachen Regeln stehen zu bleiben, sondern aus dem Überfluss der Liebe Gottes großzügig zu handeln.

Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben,
welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?
Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?
Tun das nicht auch die Heiden?

Am Rand stand zur Erklärung, dass die wörtliche Übersetzung aus dem Griechischen ins Deutsche nicht „Besonderes“ ist, sondern „Überfließendes“.
Da musste ich an meinen Spaziergang an der Brenz denken. Das Wasser fließt einfach über die Felsen hinweg. Es lässt sich nicht aufhalten. Wenn genug Wasser im Fluss ist, sind Felsen kein Problem. Mit der Zeit werden die Felsen weniger, weil das Wasser jedes Mal ein bisschen davon abschleift.

Jesus möchte seine Leute ermutigen, dass sie nicht auf das schauen, was sie behindert, sondern auf die Liebe Gottes, die unerschöpflich ist.
Als Christen brauchen wir uns nicht einzuschränken und nur gut sein, zu denen, die zu uns gehören. Die Kraft der Liebe Gottes ermöglicht uns auch gut zu denen zu sein, die uns im Weg stehen, die uns behindern.
Wir können auch gut zu denen sein, die wir noch nicht kennen.
Das Grüßen ist ein schönes Beispiel. Schaust du Menschen ins Gesicht, die du auf deinen Wegen triffst? Man kann ohne Worte anfangen und Menschen einfach nur mit den Augen grüßen oder ihnen zunicken. Du musst nicht gleich „Hallo“ sagen oder „Grüß Gott“. Ich mache es auch in der Stadt. Manchmal merkst du, dass einige Menschen jeden Tag auf deinem Weg sind. Und du merkst, dass sie irgendwie zu „Bekannten“ werden. Manche fangen an zu lächeln, nachdem du sie ein paarmal gegrüßt hast und grüßen zurück. Ich mag das. Es gibt mir ein warmes Gefühl.

Oder hast du schon mal jemandem geholfen, der nicht zu deinen Freunden gehört?
Lass dich nicht aufhalten von „harten Brocken“. Wenn du denkst: „Der mag mich nicht leiden, dem helfe ich nicht.“
Das kann sogar in der eigenen Familie passieren. Da hat dich dein Bruder geärgert und jetzt bräuchte er Hilfe … .

Collage Brenz

Foto: Michaela Wuggazer

Ich muss da immer gut aufpassen. Wenn ich noch wütend bin auf ihn, dann denke ich: „Tja, das hast du jetzt davon. Jetzt helfe ich dir nicht!“ Meistens fällt mir aber rechtzeitig ein, dass ich großzügig sein kann. Besonders schön ist es, wenn wir dann beide beim gemeinsamen Arbeiten lachen können. Das ist dann so wie das Wasser der Brenz, das sich nicht aufhalten lässt von ein paar Felsbrocken. Und ich spüre dann etwas von der lebendigen Kraft, die Gott uns allen schenkt.Und dann schäume ich auch nicht mehr, sondern es wird wieder ruhig.
Kennst du das auch?
Du bist richtig wütend auf jemanden und dann macht ihr trotzdem etwas miteinander und alles wird wieder ruhig?
Wenn das passiert, können wir etwas von dieser Kraft Gottes spüren. Etwas wird wieder heil. Jemand muss nicht kleinlich fest halten am eigenen Ärger, sondern kann großzügig auf andere zugehen. Dann kann die heilende Kraft Gottes ruhig fließen. So hören wir in der Lesung aus dem Buch Levitikus (19,1-2), dass Gott Mose auffordert:
Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und sag zu ihnen:
Seid heilig, denn ich, der HERR, euer Gott, bin heilig.
Und Paulus sagt es ähnlich in seinem ersten Brief an die Leute in Korinth (3,16-23):
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid
und der Geist Gottes in euch wohnt?

Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 19. Februar 23_7. Sonntag 

Lektionar 2018 ff. © staeko.net
Text: Michaela Wuggazer  Fotos: Michaela Wuggazer
Diözese Augsburg, Abteilung Pastorale Grunddienste und Sakramentenpastoral, www.pastorale-grunddienste.de