Es war sehr warm bei meinem letzten Spaziergang.
Und es war viel Feuchtigkeit in der Luft. Meistens sah es so aus. Es waren seltsame Wolken. Sie hingen wie große Schleier über einem leuchtend blauen Himmel. Es veränderte sich ständig. Manchmal war alles milchig weiß, dann kam das Blau wieder durch. Und dann sah ich plötzlich, wie sich eine winzige Wolke vor dem Schleier bildete. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Eine kleine Wolke, wie gemalt. Fotografieren konnte ich sie nicht. Die Kamera konnte zwischen dem kleinen Weiß und dem großen Weiß nicht unterscheiden. – Und dann war sie wieder weg. Sie hatte sich aufgelöst im großen weißen Wolkenschleier.
Sie war so klein, wie die Wölkchen, die ihr auf dem Bild unten seht. Auf blauem Hintergrund kann die Kamera sie erkennen. Und ihr seht dahinter noch einen schmalen Streifen Wolkenschleier. Die Veränderungen am Himmel waren spannend. Und sie haben mir geholfen ein bisschen besser zu verstehen, was Jesus am Ende seiner Abschiedsworte an die Seinen sagt, in seinem Gebet zum Vater:
Alle sollen eins sein:
Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin,
sollen auch sie in uns sein,
damit die Welt glaubt,
dass du mich gesandt hast.
Die kleine Wolke ist in der großen Wolke immer noch da. Ich sehe sie nur nicht mehr. Und wenn ich nachdenke, dann bestehen sie alle aus Wassertropfen oder Eiskristallen. Und wenn es regnet, dann kann ich diese Wassertropfen auf mir und um mich herum spüren. Und Regen fällt auf die Erde und versickert. Manches wird von den Pflanzen aufgenommen. Das kann man gerade gut daran sehen, wie schnell alles wächst. Anderes Regenwasser sammelt sich in Quellen und Flüssen und Seen und in den großen Meeren. Und wir trinken davon und essen von den Pflanzen. Der Mensch besteht in jungen Jahren bis zu 70 % aus Wasser. Im Alter nimmt es dann etwas ab. Das Wasser ist in unseren Zellen und auch im Blut. Das Wasser ist in uns genauso in Bewegung, wie es am Himmel in den Wolken in Bewegung ist. Unser Hirn und unsere Muskeln merken schnell, wenn uns Wasser fehlt. Wir können uns dann schlecht konzentrieren und werden müde. Du kannst es ja mal ausprobieren, wenn du an einer Aufgabe bist und nicht weiterkommst: trinke ein Glas Wasser und in einer Stunde noch eines. Die meisten merken sehr schnell eine Verbesserung J.
Wenn du das nächste Glas Wasser trinkst oder Tee oder was du gerne magst, dann mach eine kleine Meditation daraus. Schau nach draußen in den Himmel und trink Schluck für Schluck Wolke.
Ich wollte diese Verbundenheit noch anders ausprobieren. Bäume produzieren tagsüber mit ihrem Grünstoff (Chlorophyll), aus Licht und CO² Sauerstoff. Wir Menschen atmen Sauerstoff mit der Luft ein. Atemluft ist etwas, das uns miteinander und mit allen Wesen dieser Erde verbindet. Das haben wir in dieser Pandemie immer wieder zu hören bekommen. Wir müssen immer noch drauf achten, dass wir die Atemluft der anderen nicht direkt abbekommen, um uns nicht anzustecken.
Im Freien und mit der Luft eines Baumes ist es völlig ungefährlich. Ich suchte mir diesen Baum aus. Als ich mich unter den Baum auf eine kleine alte Bank setzen wollte, saßen da viele rotbraune, große Insekten. Ich weiß nicht, wie sie heißen. Sie brummen sehr laut. Ich hatte Sorge, sie beißen wie Bremsen oder stechen wie Schnaken. Ich setzte mich trotzdem hin und schaute hinauf in den Baum.
Dann atmete ich tief ein.
Du Baum kannst Sauerstoff herstellen. Das kann ich nicht. Ich atme jetzt etwas ein von dir. Danke.
Dann atmete ich wieder aus.
Du Baum nimmst aus meinem Atem das CO², und mit Wasser und Licht machst du daraus Sauerstoff und Zucker. Etwas von mir wird in dir verwandelt. Der Zucker bleibt in dir, den Sauerstoff schenkst du mir. Etwas von dir ist in mir und etwas von mir bleibt in dir. Wunderbar. Danke!
Ich habe noch 10mal tief eingeatmet und wieder ausgeatmet mit diesen Gedanken. Ich habe mich dabei immer mehr verbunden gefühlt mit allem, was um mich war. Mit dem Baum, mit dem weiten Donau-Moos, mit dem Himmel und auch mit den braunen, großen Insekten. Sie saßen ganz friedlich auf mir und neben mir und haben mich nicht gebissen und auch nicht gestochen.
Vielleicht magst du es auch ausprobieren an einem guten Platz im Freien unter einem Baum.
Ich glaube, so wie mit dem Wasser und dem Atem hat sich Jesus das vorgestellt, dass wir verbunden sind mit ihm und Gott, dem Vater. Diesen Atem Gottes nennen wir in Gebeten den Heiligen Geist. „Atme in uns Heiliger Geist.“
Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.
So endet der Abschnitt heute aus dem Johannesevangelium, Kapitel 17, Verse 20-26.
Zum Download: ABENTEUER AM SONNTAG 29. Mai 22 7. Sonntag der Osterzeit
Text und Fotos : Michaela Wuggazer